Urdrüs wahre Kolumne
: Hagelkörner für den Dummbatz

Ein Zielkonflikt tut sich offenbar bei den Ausgaben für repräsentative Marine-Einsätze mit Blasmusik und Shantychören auf, denn während der Bundesrechnungshof den Etat von 2,5 Millionen Euro für die blauen Jungs beanstandet, sehen die darin einen Beitrag zur Nachwuchswerbung. Ja braucht man denn im Seekrieg Sängerknaben mit Matrosenmütze oder Killer im Thermo-Anzug?

Toitsche Schlapphüte also haben ihre vermeintlichen Erkenntnisse weitergeleitet an die Folterknechte der CIA – und vermutlich werden die das mit der Verifizierung dann im Einzelfall schon hingekriegt haben beim Rausreißen von Fingernägeln, Tritten in die Eier oder Ausdrücken von Zigarettenstummeln. Man muss nicht allzu viel Phantasie aufwenden, um davon auszugehen, dass auch der Bremer Staatsschutz sich von den US-Kollegen nicht lange um Infos zu unserem Gröpelinger Mitbürger Murat K. im Geheimdienstknast auf Guantanamo bitten ließ: Könnte das am Ende das Motiv sein, warum Thomas Röwekamp den Bremer als lästigen Zeugen so ganz und gar nicht wieder nach Hause kommen lassen möchte? Der Herr Senator weiß, wie er diesem nahe liegenden Verdacht am einfachsten entgehen kann!

Im Sonderpostenmarkt entdeckt der aufmerksame Kunde einen für schlappe 99 Cent zu habenden Butterstollen, der obendrein noch in einem repräsentativen Karton verpackt ist. Das Verfallsdatum allerdings war schon vor zwei Monaten erreicht, wozu die lebensweise Verkäuferin auf kritisches Befragen zu bedenken gibt: „Sehnse mal, das ist ja eine Dauerbackware. Und außerdem wird das Zeug in diesen Verpackungen doch sowieso nur verschenkt und weiterverschenkt. Ist doch den meisten Leutchen heute viel zu schwer!“

Mit einiger Freude erfahre ich, dass die Volkshochschule (für mich übrigens ein besonders schönes deutsches Wort), dass also die Bremer Volkshochschule künftig im ehemaligen Kaufhaus Bamberger residieren wird – und meine, dass sich die Stadt und auch Bauherr Klaus Hübotter auf das Schönste und Preiswerteste selber ehren könnten, wenn diese allen bösen Zeitgeistern zuwider künftig in lokalpatrotischer Eindeutigkeit „Friedrich-Engels-Volkshochschule“ heißen würde, so wie es im liebenswerten Kreuzberg auch eine Wilhelm-Liebknecht-Volksbücherei gibt. Wer deshalb draußen bleibt, der schafft ohnehin nicht mal die Aufnahmeprüfung zum Kreativkurs „Malen nach Zahlen“.

Was immer an persönlichen Profilierungswünschen die kulturpolitische Dreifelderwirtschaft mit Kuba, Kito und Bürgerhaus im Stadtnorden begründet haben mag – dass mit dem Kulturbahnhof Vegesack jetzt endlich wieder ein fester Standort für die echten und eigentlichen Shakespeares um Dagmar Papula und Norbert Kentrup zur Verfügung steht, ist mehr als dass es des Menschen Herz noch erwarten konnte in Zeiten der Koof-mich-Barbarei – dafür nehme ich selbst so einen Schmierentheatraliker wie Axel Adamietz als Role Model für Intendanz in Kauf.

In der kaufrauschigen Obernstraße werfe ich beiläufig ein paar Münzen in den Pappbecher eines „Obdachlosen auf Durchreise“ und werde danach von einem aufgeregt schniefenden Zeitgenossen verfolgt, der mir in gehässigem Aufklärererwahn das alte Neidhammelmärchen vorträgt: „Nach dem Tod findet man bei diesen Typen im Schlafsack oft 50.000 Euro und mehr!“ O Herr, lass Hirn vom Himmel fallen – in diesem Falle bitte als gut durchgefrorenen Hagel in Taubeneiergröße! Auf durchblutungsfördernde Hilfe für künftige Denkprozesse solcher Dummbatz-Mutanten hofft schließlich immer noch

„Wunderheiler“
Ulrich Reineking