Frühstück und Zeit zum Lernen

SCHULE Bildungsbehörde will 15 bis 20 Schulen in besonders schwierigem Umfeld gezielt fördern. Das nötige Geld nimmt sie von den anderen

Für das Programm stellt der Senator acht bis zehn Millionen Euro in Aussicht

Gut drei Monate nach dem „Brandbrief“ von 14 Wilhelmsburger Schulleitern hat Schulsenator Ties Rabe (SPD) ein 13-Punkte-Programm für Schulen in „sozial schwieriger Lage“ vorgestellt. Wie am Freitag bekannt gegeben wurde, sollen etwa 15 bis 20 Grund- und Stadtteilschulen ab dem nächsten Schuljahr vier Jahre lang umfangreich unterstützt werden.

Das Paket ist eine Mischung aus praktischer und konzeptioneller Hilfe. So soll es an zehn Grundschulen morgens ein Frühstück geben, damit die Kinder besser lernen können. Auch sollen Kinder ein Jahr mehr Lernzeit bekommen können. Um 30 bis 40 Stellen sollen die Bereiche Schulentwicklung und bessere Förderung aufgestockt werden.

Den gemeinsamen Brief hatten die Rektoren geschrieben, nachdem Tests den Kindern an ihren Schulen hohe Lernrückstände im Vergleich zum Hamburger Durchschnitt attestierten. In dem Schreiben forderten sie Unterstützung und neue Lernkonzepte. Die Behörde habe sich inzwischen Rat bei der Wissenschaft und Experten der Stadtstaaten Bremen und Berlin geholt, berichtete Rabe jetzt. Das Beispiel der Berliner „Rütli“- Schule habe gezeigt: eine bessere Personalausstattung allein bringe keinen Erfolg. Entscheidend sei, Unterricht und Schulleben insgesamt zu verändern.

Für das Programm stellt Rabe acht bis zehn Millionen Euro in Aussicht. Erwirtschaftet werden sie unter anderem dadurch, dass die Stundenversorgung an den übrigen Schulen um 0,3 Prozent reduziert wird. Profitieren sollen Häuser mit den ungünstigsten Sozialdaten, sagte Rabe. Jede dieser Schulen bekommt Personal für Konzeptentwicklung, zudem erhalten je zwei Schulen einen Berater.

Für die Klassen 1, 5 und 6 werden je sechs Wochenstunden Lehrerarbeitszeit zusätzlich veranschlagt. Den Schulen steht es frei, nach welchen Kriterien sie die Förderressourcen flexibel einsetzen, auch dürfen sie eigene Bildungspläne stricken.

Neuland betritt man in Sachen Lernzeit: Kinder mit schwierigeren Startbedingungen soll es möglich sein, die Klassen 1 und 2 in insgesamt drei Jahren zu durchlaufen. Entsprechendes soll auch für die Klassen 5 und 6 gehen. Lernen diese Kinder in jahrgangsgemischten Klassen, müssen sie nicht mal die Gruppe wechseln. Besonders auffällige Schüler sollen „in Kleingruppen besonders gefördert und beschult“ werden. Dafür gibt es 80 Plätze.

„In den nächsten Monaten“, so Rabe am Freitag, „werden wir die Vorschläge konkretisieren und zu einem Programm bündeln, das nach den Sommerferien starten soll.“  KAJ