Einstige Friedhöfe als Erinnerungsorte

BESTATTUNGSKULTUR Weil sich immer mehr Menschen anonym oder in Urnen begraben lassen, brauchen Friedhöfe weniger Platz. Ein Osnabrücker Friedhof wird deshalb bald entwidmet und neu geplant

Ehemalige Friedhöfe können nach Ansicht des Landschaftsarchitekten Jürgen Milchert als dauerhaftes „Gedächtnis“ einer Stadt fungieren. Das gelte auch, wenn die Flächen inzwischen anders genutzt würden, sagte der Osnabrücker Hochschulprofessor. In Tafeln aus langlebigem Material wie Glas oder Keramik könnten die Namen aller jemals auf einem Friedhof Bestatteten eingraviert werden, regte Milchert an. Er und seine Studenten haben vor einigen Tagen entsprechende Ideen für den städtischen Johannisfriedhof in Osnabrück vorgestellt, der 2015 entwidmet werden soll.

Für den gut 200 Jahre alten Johannisfriedhof seien die Daten aller rund 25.000 Bestatteten erhalten geblieben, erläuterte Milchert. Nach dem Vorbild der sogenannten „Stolpersteine“ zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus würden auf den Tafeln neben den Namen die Geburts- und Sterbedaten aufgeführt. Die Tafeln könnten an den Mauern rund um das Gelände angebracht werden. „Es gibt im religiösen wie auch im bürgerlichen Bewusstsein das Bedürfnis, wenigstens den Namen aufzubewahren“, sagte der Professor.

Die Bestattungskultur habe sich in den vergangenen Jahrzehnten grundlegend geändert, sagte Milchert. Es gebe einen Trend zur anonymen Bestattung und zur Urnenbestattung, etwa in Kolumbarien. Dafür werde weniger Platz auf Friedhöfen benötigt.

Milchert entwickelt zurzeit ein Konzept zur Nachnutzung entwidmeter Friedhöfe in Deutschland. Dabei müssten der Denkmalschutz sowie moderne Nutzungs- und Finanzierungsmöglichkeiten in Einklang gebracht werden. Innovative Möglichkeiten seien etwa ein Ausstellungsgelände oder ein Generationenpark mit Café.  (epd)