Schwankender BVB

Fehlende Konstanz der Jugend: Borussia Dortmund befindet sich auf Schlingerkurs Richtung Uefa-Cup

Bei der Borussia herrscht ein unsicheres Schwanken zwischen Euphorie und Depression

FRANKFURT taz ■ Nun also auch noch Tomas Rosicky. Eine gelb-rote Karte hat sich der Spielmacher von Borussia Dortmund am Samstag bei der 0:2-Niederlage bei Eintracht Frankfurt eingehandelt. „Dumm“, wie Dortmunds Trainer Bert van Marwijk bemerkte. Rosicky, der wieder einmal bemerkenswert unter seinen Möglichkeiten geblieben und schon gelb vorbelastet war, rempelte in der 73. Minute den Frankfurter Christoph Spycher unsinnigerweise an der Außenlinie um. Bis dahin waren die Dortmunder gegen den leidenschaftlichen Aufsteiger drauf und dran, den Ausgleich zu erzielen. Nach dem Platzverweis des Tschechen aber hatte Borussia nichts mehr zuzusetzen und musste fünf Minuten vor Schluss das 0:2 von Iannis Amanatidis hinnehmen.

Zum Vorrundenabschluss am kommenden Wochenende muss die junge Dortmunder Mannschaft wegen der Sperre Rosickys wieder einmal auf ein Stück Erfahrung verzichten. Koller und Ricken fehlen aufgrund von Kreuzbandrissen schon länger, in Frankfurt vermisste man auch Christian Wörns und am Samstag gegen den Tabellenführer fehlt nun auch noch Rosicky, dem wieder einmal Wechselambitionen nachgesagt werden. Atletico Madrid soll Interesse an seiner Verpflichtung haben.

„Jede Woche einen neuen Verletzten oder Gesperrten dazu zu bekommen, verkraften wir noch nicht“, analysiert Nationalspieler Christoph Metzelder die Situation vor dem Abschluss der Hinserie. Vier Punkte Rückstand sind es derzeit auf Platz fünf und Hertha BSC, die nach einer möglichen Niederlage gegen Bayern auf voluminöse sieben anwachsen könnten. Es herrscht derzeit bei der Borussia ein unsicheres Schwanken zwischen Euphorie und Depression.

Zwar haben die vielen Eigengewächse eine gewisse Grundzufriedenheit und neue Identifikation mit der Mannschaft bei den frustrierten Fans des vom selbst erzeugten Finanzchaos gebeutelten Vereins geschaffen. Doch nicht nur der gewohnt selbstkritische Metzelder hat bemerkt, dass „man doch einige Punkte hat liegen lassen im Verlauf der Vorrunde“. Dabei ist es nicht verwunderlich, dass eine Mannschaft, in der ein 17-Jähriger wie Nuri Sahin bereits eine tragende Rolle erfüllt, Schwankungen unterlegen ist.

Am Samstag beeindruckte die frühe Führung der Eintracht durch Copado in der neunten Minute die Dortmunder Kücken sichtlich. „In der ersten Viertelstunde hatten wir keine Antwort auf die Aggressivität der Frankfurter“, stellte van Marwijk fest. Und Christoph Metzelder fügte hinzu: „In der Phase nach dem Rückstand ist es uns nicht gelungen, die Ruhe zu bewahren.“ In Frankfurt hat man dazu 20 Minuten gebraucht und dabei Glück gehabt, nicht höher in Rückstand geraten zu sein.

Dass aber die Moral der Borussen nach der von Rückschlägen geprägten Vorrunde stimmt, zeigte bei einem aufregenden Hin und Her zweier entwicklungsfähiger Mannschaften vor allem die erste Viertelstunde nach der Pause. Ebi Smolarek hatte nach genialer Vorarbeit von Nuri Sahin den Ausgleich auf dem Fuß. Doch aus sechs Metern schaufelte der Pole den Ball zur Überraschung aller über das leere Frankfurter Tor.

In Zukunft wünscht sich der 23-jährige Christoph Metzelder für „die jungen, hochtalentierten Spieler“ endlich einmal wieder in Führung zu gehen und zum Vorrundenabschluss ein gutes Ergebnis, um mit „viel Schwung“ in die Rückrunde zu kommen. Dabei soll auch der Stürmer Matthew Amoah, 25, helfen, der in der Winterpause vom niederländischen Erstligisten Vitesse Arnheim ins Ruhrgebiet wechseln soll. Den Ghanaer kennt van Marwijk aus gemeinsamen Zeiten bei Fortuna Sittard. Damit wäre das Thema Ailton wohl endgültig vom Tisch und die derzeitige Ruhe in der Fankurve weiter garantiert – trotz der sportlichen Schwankungen. TOBIAS SCHÄCHTER