Rausschmiss Nummer 21 seit dem Mauerfall

Union Berlin entlässt wieder seinen Trainer Frank Lieberarm – trotz eines 4:1-Siegs des Oberligisten gegen SV Yesilyurt

Am Freitagabend ging die Pokalpartie zwischen dem 1. FC Union und SV Yesilyurt in die Verlängerung, obwohl der Gastgeber nach 90 Spielminuten mit 4 zu 1 Toren triumphiert hatte. Die dritte Halbzeit in Köpenick fand vor dem VIP-Zelt in der Arena an der Alten Försterei statt und überbot den zuvor abgelaufenen Spielfilm auf dem Rasen an Dramatik und Zweikampfhärte.

Es standen sich gegenüber: Union-Präsident Dirk Zingler und der Trainer des Oberligisten, Frank Lieberam. Nach dem Duell unter vier Augen eilte Lieberam in die Mannschaftskabine und verabschiedete sich von seinen Spielern, denn der Übungsleiter war gerade entlassen worden.

Big Boss Zingler schickte unterdessen seinen Pressesprecher zu vorgerückter Stunde auf die Geschäftsstelle, wo dieser die Verlängerung in ein offizielles Statement verwandelte. Lieberam musste demnach gehen, weil „die Entwicklung der ersten Mannschaft nicht wie erwartet erfolgte“.

Schon wieder einer weg! Die Vereinsstatistik weist Lieberam als Cheftrainer Nr. 21 nach dem Mauerfall aus. Selbst der Ältestenrat kann sich kaum noch daran erinnern, wann es ein Fußballlehrer in der Wuhlheide länger als eine Saison ausgehalten hat. Lieberam war vor einem Jahr eingestellt worden, an sich eine hohe Halbwertzeit, wobei man eine Schonfrist von sechs Monaten abziehen muss. Als der Mann aus Halberstadt kam, waren angesichts der Tabellensituation Hopfen und Malz verloren. Zingler hatte Besserung gelobt. „Man muss einem Trainer bei Union auch mal die Zeit geben, etwas zu entwickeln“, erklärte er.

Jetzt kam der Rückfall. Lieberarm erging es damit wie seinen Kollegen Hans Meyer und Frank Engel, die Mitte der Neunzigerjahre – ebenfalls in der Spitzengruppe liegend – den Laufpass bekamen.

Neuer Union-Trainer soll dem Vernehmen nach Georgi Wassilev werden, der die Köpenicker 2001 ins deutsche Pokalfinale und die zweite Bundesliga führte. Wenig später musste der „General“ allerdings gehen, als der damalige Präsident Heiner Bertram plötzlich meinte, mehr vom Fußball zu verstehen als Bulgariens früherer Nationaltrainer. Jürgen Schulz