Die Wahrheit: Beinarbeit auf Krücken
Erkenntnisse eines WM-Pathologen (18): Was ich auf dem linken Bein stehend alles machen kann, grenzt an modernen Tanz.
Die Welt ist im Fußballfieber. Bernd Gieseking untersucht die Pathologie des Geschehens. Der Linksfuß kennt alle Krankheitsbilder, die mit Ball zu tun haben.
Ich hatte ja Knie. Dann kam die OP. Alles super gelaufen. Hatte ich auch dem Nationaltrainer gesimst. Aber bis zum Endspiel wird es wohl nichts mehr, wegen der Krücken. Die gehören jetzt mir, für fünf Euro Zuzahlung. Muss ich aber aufheben. Weil ich keine neuen Kniebeschwerden erwarte, stell ich sie auf Ebay. Hier steht schon genug rum.
Mit Krücken fühlt man sich wie ein Bonobo, der mit Stöckchen die Termiten aus dem Bau holt. Man erschließt sich Werkzeug. Ich angelte mit der Krücke nach dem Rucksack, holte mit umgehängtem Beutel Kaffee in der Thermoskanne. Was ich auf dem linken Bein stehend alles machen kann, grenzt an modernen Tanz.
Nur die Wunde selber ist wenig mitleiderheischend, seit der Verband ab ist. Ich bin froh, dass der Thrombosestrumpf noch drüber sitzt. Auch die Thrombosespritzen – ich könnte mich dran gewöhnen! Heute werden schon die Fäden gezogen. Dann muss ich wohl wieder auf eigenen Beinen stehen.
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