KURZKRITIK: ANDREAS SCHNELL ÜBER SHAKESPEARES „PERICLES“
: Die Company at it’s best

Nein, „Pericles“ ist nicht unbedingt eines der wichtigsten Werke William Shakespeares, Teile stammen wahrscheinlich nicht vom Meister selbst, sondern von einem gewissen George Wilkins, und lange wurde das Spätwerk von der Kritik geschmäht.

Und die Geschichte des Pericles, Prinz von Tyrus, ist in vielen ihrer bizarren Wendungen auch nicht unbedingt plausibel, die ersten beiden, Wilkins zugeschriebenen Akte, gelten als blass.

Was allerdings die Bremer Shakespeare Company und Regisseur Thomas Weber-Schallauer nicht davon abhält, hier ihre großen Stärken auszuspielen. Pericles’ Lebensweg ist gesäumt von Inzest, Raub, Mord und Totschlag, was ihn schließlich so arg mitnimmt, dass er sich nicht einmal mehr waschen mag.

Die Seefahrt spielt darin eine zentrale Rolle, was nicht so sehr dem Ort der Handlung im mediterranen Raum geschuldet ist, sondern natürlich auch für die Lebensreise steht, während derer der Mensch sich weniger als Akteur, denn als Marionette des Schicksals bewegt – weshalb Pericles hier über weite Strecken als Puppe auftaucht. Tochter Marina begegnet uns in gleicher Gestalt.

Das vierköpfige Ensemble, das oft auch gemeinsam die beiden Puppen führt, bildet sozusagen sozialen Rahmen und höhere Gewalt. Tim D. Lee, Patra-Janina Schultz, Erik Rossbander und Markus Seuss agieren mit großer Spielfreude – und ein Happy End gibt es auch. Gute Unterhaltung im besten Sinne.

Nächste Vorstellung: Donnerstag, 19.30 Uhr, Theater am Leibnizplatz