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WARUM MAN BAYERN TROTZ DIVERSER RESTRIKTIONSVERSCHRÄNKUNGEN MÖGEN KANNAbsolut München

MARTIN REICHERT

Wenn man mit einem tiefergelegten schwarzen 3er BMW älteren Baujahrs und Berliner Kennzeichen ausgestattet die bayerische Staatsgrenze überquert, passiert genau das, was Sie sich denken können: „Bitte folgen“ blinkt es rot auf dem Dach des silbergrünen Polizei-BMW neuester Bauart. Und obwohl ich den Fahrzeughalter aus original Berliner Fertigung dringlich darauf hingewiesen hatte, lieber einfach mal die Klappe zu halten, damit wir die Sache möglichst ohne Urinprobe oder Nacktuntersuchung hinter uns bringen können, fragt er den schnauzbärtigen Herrn: „Warum halten Sie uns an?“. Sagt der schnauzbärtige Herr wiederum erwartungsgemäß: „Warum denn nicht?“

Ja, warum nicht einfach mal nach Bayern fahren. Nach München genauer gesagt. Drei-Sterne-Hotel im Westend, dem Neukölln Münchens, alles Nichtraucherzimmer. „DAS GEHT NUN ABER ÜBERHAUPT NICHT!“, hallt es aus dem Hinterhof, sobald der Fahrzeughalter sein Köpfchen mit einer glimmenden Zigarette aus dem Fenster hängt.

In einem sehr schönen Nichtraucherlokal aßen wir „Münchener Schnitzel“ und vergaßen ob der klischeegerecht urigen Atmosphäre, der freundlichen Eingeborenen und des herrlichen Augustiner-Biers wegen unsere Ressentiments gegenüber dem Polizeistaat Bayern. Erst als wir mit dem Taxi auf dem Weg in die Innenstadt exakt drei sogenannte Mausefallen passierten, also Polizeikontrollen, keimten unsere Zweifel wieder auf wie Krokusse im Frühling. Augustiner, Alpen und Leberkässemmel hin, Überwachungsmentalität her: „München ist die sicherste Stadt Deutschlands“, erklärt uns der Taxifahrer. „Aha, man kann hier also auch nachts um zwei noch mal in den Park gehen und so“, sage ich müde zu ihm. Antwortet er: „Ja, da sind dann jede Menge Zivilpolizisten“.

Noch immer darüber grübelnd, ob es sich bei den vielen Männern, die sich nachts in manchen Berliner Parks herumtreiben, womöglich um Zivilpolizisten handelt, erreichen wir unseren Zielort. Ein von einem Getränkehersteller gesponsertes Chi-Chi-Event (heißt das in München eigentlich Bussi-Bussi-Event?) mit Elektro-DJ und noch was mit Kunst und natürlich Freigetränken. Und, klar, einem Türsteher. Der vor uns herumkaspert, obwohl der Fahrzeughalter zwei EINLADUNGEN in seiner Hand hält. Nach langem Hin und Her sind wir endlich drinnen und stehen vor der einzigen Bar zwanzig Minuten Schlange zwischen dicklichen Modedesign-Studenten in viel zu engen Hosen. Dann endlich mal eine rauchen? „Nur draußen.“ Dann eben mit dem Drink vor die Tür. „Draußen sind keine Getränke erlaubt.“

Als ich mich völlig erschöpft an den PRESSE-Desk lehne, eines der Bollwerke des Türstehers, komme ich nicht umhin, sein Gespräch mit einer jungen Dame mitzuschneiden. „Du, am Freitag fahre ich nach Berlin“, erzählt er großtuerisch, „ins Berghain dann am am Wochenende“

DIE FÜNFTAGEVORSCHAU | KOLUMNE@TAZ.DE

Dienstag Deniz Yücel Besser

Mittwoch Matthias Lohre Männer

Donnerstag Ambros Waibel Blicke

Freitag Michael Brake Nullen und Einsen

Montag Kübra Gümüsay Das Tuch

Nicht in der Hölle soll er schmoren, aber bis zum jüngsten Tag soll er stehen in der Schlange vor dem Berghain, zwischen Millionen spanischer Touristen, die alle aufgeregt schnattern, weil sie zu viel Club Mate getrunken haben. Und wenn ihn der Türsteher dann am Ende nicht reinlässt und er verzweifelt fragt: „Warum lassen sie mich nicht rein?“, dann wird der Türsteher sagen: „Warum sollte ich?“

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