DIE WERBEPAUSE: Zuckersüßes Plastik
Erinnern Sie sich an die Werbung, die behauptete, ein bunt verpackter Quark voller Zucker sei wertvoll wie ein kleines Steak? Oder die Palmolive-Kampagne, die Sie glauben machen wollte, bei der Maniküre würden Ihre Hände wirklich in Spülmittel gebadet, weil es einfach so gut für sie sei? Mattel, der amerikanische Spielwarenhersteller, schafft es zurzeit, eine noch nervtötendere Werbung zu präsentieren.
Der Zeichentrickclip beginnt mit einem kleinen Jungen, der seinen possierlichen braunen Schokohasen aus einem Korb nimmt und ihn anknabbert. Zu seinem Schock ertönt die Warnung, dass es bald eine Welt ohne diese Tierchen geben könnte. Vor Jahren, so der Clip, hätten auf den grünen Wiesen um die Schokohasenfabrik sich noch genug Exemplare getummelt. Aber der Mensch vermehre sich rasant und verlange nach immer mehr Osterkörben. Die Schokohasen seien vom Aussterben bedroht. Zur ihrer Rettung, das rät die Stimme aus dem Off, solle man das Osterkörbchen lieber mit Spielzeug von Mattel bestücken: einer bunten Ringpyramide, einem Steckwürfel und selbstverständlich der Veteranin aller Mattel-Toys, der Barbie. Die Kommission für gefährdete Schokohasen, ungefähr so glaubwürdig wie der Zahnarzt Dr. Best, untersucht mit langen Gesichtern die Hasen auf ihre Gesundheit, und der kleine Junge spielt am Ende glücklich mit einem Modellauto. Hinter dieser Werbung müssen Nestlé, Suchard oder Barry Callebaut stecken. Denn man möchte sofort nichts lieber, als den Kindern zu befehlen, alle Süßigkeiten wegzunaschen, die sie finden können. Der Zuckerschock scheint immer noch attraktiver als ein Haufen neuen Plastikmülls im Kinderzimmer. NATALIE TENBERG
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