Der Zoff belebt die Erinnerung

Gerade Streit bringt dem Bebelplatz die nötige Aufmerksamkeit

VON STEFAN ALBERTI

Es ist natürlich traurig, dass es überhaupt Streit um den Bebelplatz, seine Nutzung und das in den Boden eingelassene Denkmal gibt. Eine Veranstaltung wie die Fashion Week mag ihren wirtschaftlichen Nutzen für das Land haben, genauso wie sie selbst vom Stellenwert Berlins profitiert. Aber kann dieses Geschäft auf Gegenseitigkeit nicht an einem anderen Standort – beziehungsweise einer anderen „location“ – ablaufen? In einer Metropole wie Berlin?

Es wirft kein gutes Licht auf Wirtschaftssenator Harald Wolf, wenn der von ihm als „Interimslösung“ bezeichnete Standort Bebelplatz schon zum vierten Mal Schauplatz der Modewoche ist. Zwei Vermutungen liegen nahe: Entweder läuft die Suche zu schleppend, oder die Verantwortlichen haben Angst, die Modenschau könne wieder den Abflug machen, wenn man zu sehr auf einen anderen Standort drängt.

Unauffälliger Ort

Das Gute an dem Streit aber ist, dass er ein Denkmal in die Öffentlichkeit rückt, das wegen seiner Form nicht sonderlich auffällt. Der nur aus nächster Nähe zu sehende unterirdische Raum mit den leeren Bücherregalen, die an die bei der Bücherverbrennung 1933 verloren gegangenen Werke erinnern, drängt sich als Besichtigungsort nicht gerade auf.

Es ist zum wiederholten Mal die Auseinandersetzung um den Zugang zum Denkmal, die es ins Gedächtnis ruft. Das war beim Bau der Tiefgarage am Bebelplatz 2003 und 2004 so. Und das ist jetzt wieder so. Das wird die Kritiker der kommerziellen Nutzung natürlich nicht dazu bringen, den Machern der Fashion Week dankbar die Hand zu schütteln. Sein eigentliches Ziel aber hat das Denkmal für die Bücherverbrennung gerade im aktuellen Streit erreicht: Aufmerksamkeit, Diskussion und Erinnerung.