Gutachten unterm Tannenbaum

Sozialbehörde will Bernzen-Expertise zur Feuerbergstraße bald veröffentlichen. Mädchenheim im Allgäu füllt sich langsam. Wer dort wegläuft, wird entlassen

Das Gutachten des Jugendhilferechtsexperten Christian Bernzen zum Geschlossenen Heim für straffällige Jugendliche in der Feuerbergstraße soll „noch vor Weihnachten“ publiziert werden. Das erklärte Sozialbehördensprecherin Katja Havemeister gestern der taz. Zuvor hatte der SPD-Abgeordnete Thomas Böwer durch eine kleine Anfrage erfahren, dass die brisante Expertise bereits seit dem 30. November auf dem Schreibtisch von Senatorin Birgit Schnieber-Jastram (CDU) liegt und „geprüft“ wird.

„Das Ding muss eins zu eins auf den Tisch“, fordert der SPD-Abgeordnete. Die Öffentlichkeit müsse erfahren, zu welchen Schlüssen der Gutachter kommt. Böwer: „Das ist keine Frage von Prüfungskapazitäten, sondern von Kopierkapazitäten.“ Immerhin hatte Schnieber-Jastram, als sie Mitte Oktober wegen zahlreicher Rechtsverstöße in dem Heim in die Kritik geraten war, die juristische Begutachtung als Lösung der Probleme dargestellt.

Laut Havemeister gibt es aber noch „Erörterungsbedarf“, auch sei offen, „in welcher Form“ das Schriftstück präsentiert werde. Für den Fall, dass der als Kritiker des Geschlossenen Heims bekannte Jura-Professor empfiehlt, das Haus nicht weiter zu betreiben, müsse natürlich auch eine Sprachregelung gefunden werden, die dem Senat einen Gesichtsverlust erspart.

Unterdessen gibt es anlässlich einer kleinen Anfrage der GAL-Politikerin Christiane Blömeke einen neuen Zwischenstand über das Hamburger Mädchenhaus im Allgäu. Dieses war von der CDU als Pendant zum Jungenheim angekündigt worden, auch wenn die Betreiber von der Rudolf-Ballin-Stiftung dies nicht so sehen. So waren in dem Heim bis heute zehn junge Hamburgerinnen untergebracht, von denen fünf bereits wieder in die Elbmetropole zurückkehrten. Ausgerichtet ist das Heim aber auf 16 Plätze bei Einzelzimmerbelegung. Eine Belegung mit Teenagern aus anderen Bundesländern gab es bislang nicht.

Für Blömeke ist dies ein Zeichen, dass das Heim „nicht so angenommen“ werde. Allerdings sei es erfreulich, dass die Mädchen im Allgäu „nicht unter Zwang“ untergebracht werden. Laut Senatsantwort hatten sich insgesamt sechs Mädchen unerlaubt von dem Berghof entfernt, kamen jedoch in allen Fällen „freiwillig“ zurück. Drei von ihnen wurden darauf „vorzeitig entlassen“ und ein Mädchen auf Wunsch der Eltern zurückgeholt.

„Wir sind keine Geschlossene Einrichtung“, betont denn auch Harald Clemens von der Ballin-Stiftung, dem eine bessere Auslastung mit acht oder neun Mädchen „auch lieber“ wäre. Allerdings wäre man jetzt mit 25 Jugendämtern im ganzen Bundesgebiet in Verhandlungen und deshalb optimistisch, eine bessere Auslastung zu erreichen. Die Stiftung wolle noch das Jahr 2006 abwarten und dann „ein Fazit ziehen“. Kaija Kutter