„Betont nichts Fremdes“

Diskussion zu völkisch-nationalistischen Ökologen

■ 46, arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.

taz: Herr Speit, warum lassen sich Ökologie und Umweltschutz von rechtsextremen Ideologen vereinnahmen?

Andreas Speit: Es hat schon immer in der Öko-Szene rechtsextremistische Bestrebungen gegeben. Das scheint nur im öffentlichen Bewusstsein wenig präsent. So kommt es auch zu Überraschungen – wenn der nette Ökobauer und Biofreund aus der Nachbarschaft rechts aktiv ist. In der Szene ist das mal mehr, mal weniger Thema. In den letzten Jahren haben Rechte Grundstücke gekauft, um auch ökologische Projekte umzusetzen.

Ist die Bio-Branche also durch Neonazis unterwandert?

Mit dem Begriff wäre ich vorsichtig. Aber Rechte waren in Ökonetzwerken schon präsent und haben ihre Produkte angeboten – und sind dort zunächst nicht aufgefallen. In der Region Güstrow gab es einen Fall: Da bot ein Biobauer mit rechter Vergangenheit Biokisten an. Als das bekannt wurde, hat er Kunden verloren.

Woran erkennt man denn, dass eine Biokiste von einem braunen Öko-Betrieb kommt?

Meistens an der Sprache. So fällt das vermeiden von Anglizismen auf: Statt „World Wide Web“ heißt es dann Weltnetz. Oder es wird, sehr deutschtümelnd, betont, man baue nichts „Fremdes“ an. Auch ein sehr traditionell gelebtes Rollenverständnis könnte stutzig machen.

Wie geht die Branche mit ihren, na ja, braunen Schafen um?

Erfreulicherweise haben schon Verbände ihre Satzungen geändert, um braune Ökologen ausschließen zu können. Das Problem wird also als solches wahrgenommen. Denn mit dem Geld bezahlt man die rechte Politik und den rechten Traum eines autarken Lebens in einer harmonischen Natur.  INTERVIEW: LKA

Diskussion „Braune Ökologen, Hintergründe und Strukturen völkischer Netzwerke“ u.a. mit Carola Ketelhodt (Bioland e.V.) und Andreas Speit: 19 Uhr, Curio Haus, Rothenbaumchaussee 19