LESERINNENBRIEFE
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Ausblick eher ein Rückblick

■ betr.: „Wir Cyborgs“, taz vom 25. 3. 13

„Die Angst vor dieser Entwicklung ist groß“, schreiben die Autoren im Vorspann, bleiben aber den Nachweis dieser Aussage schuldig, denn die aufgeführten Beispiele sind gerade die Hoffnung Tausender Blinder, Gehörloser und auch Krebspatienten. Lasertastatur, Netzhaut- und Cochlea-Implantate, Herzschrittmacher etc. gibt’s schon eine Weile. Der Ausblick ist daher wohl eher schon ein Rückblick und die Autoren sollten nicht so viel „Robocop“ oder „Judge Dredd“ anschauen. LUTZ ARNOLD, Bad Mergentheim

Zypern ist (vorerst) gerettet

■ betr.: „Die Währungsunion wird zum Schreckensregime“,taz vom 25. 3. 13

Zum Glück wurde dieser Artikel schon widerlegt: Zypern ist (vorerst) gerettet und muss seine Zockerbanken zähmen. Was auch hätte die Währungsunion tun sollen? Vorbehaltlos weiter Geld geben auf Kosten aller anderen Länder beziehungsweise deren Steuerzahler? Wieder einmal werden Ursache und Wirkung verwechselt. Finanzsysteme wie die auf Zypern bereichern sich auf Kosten aller anderen (Sparer, Steuerzahler) und bilden ein Fass ohne Boden. Da hat Hilfe nichts mit Solidarität zu tun, sondern stärkt nur völlig marode Systeme.

Wie kann man dagegen sein, dass endlich Gesetze diesen wildem Kapitalismus ein Ende setzen? Eric Bonse schreibt: „Auf Recht und Gesetz kann man sich nicht mehr verlassen.“ Ja, was aber, wenn eben diese Gesetze sich doch als unzulänglich herausstellten und dringend geändert werden müssen, um endlich wieder diesen gnadenlosen Finanzspekulationen wenigstens einigermaßen Einhalt gebieten zu können. Oder soll es ganz einfach so weitergehen? Bemühungen um mehr Ordnung im Finanzwesen als „Schreckensregime“ zu bezeichnen ist voll daneben. ROBERT KREUZINGER-IBE, Linden

Unerkannte Schreckensregenten

■ betr.: „Die Währungsunion wird …“, taz vom 25. 3. 13

Danke, Eric Bonse, für den treffenden Leitartikel, der uns alle endlich wachrütteln sollte! Nur der Titel ist leicht daneben: Nicht die Währungsunion ist das Schreckensregime, sondern die Großfinanzdiktatur über ihre Erfüllungsgehilfen in EZB, Eurogruppe und Deutscher Regierung! Die eigentlichen Schreckensregenten bleiben (noch) unerkannt. SABINE MIEHE, Marburg

Griff in die Sparbücher

■ betr.: „Ist Zypern nur der Anfang“, Sonntazfrage, taz vom 23. 3. 13

Die von Jörg Asmussen erwähnte Privatisierung als Eigenleistung Zyperns ist nichts anderes als der Griff in die Sparbücher, ob ab 20 oder 100.000 Euro. Denn welcher Investor tut das unter fünf Prozent Zinsen, die Carsten Schneider heute zu Recht als Risiko einstuft? Diese Privatisierungen sind Raub am Gemeinschaftsgut zu Lasten der Bürger – ob heute oder morgen. Für Investoren sind sie sichere Häfen, Geldwäsche nicht auszuschließen. Diejenigen, die Gemeinschaftsgut verscherbeln (Ressourcen wie Wasser, Luft, Bodenschätze, Kliniken, Bahn, Post, Rathäuser, Kurhäuser, Autobahnen, Flughäfen, Wohnungsbaugesellschaften etc.) enteignen uns Bürger.

KLAUS WARZECHA, Wiesbaden

Scheinheilige Europäer

■ betr.: „Die Schuld Europas, die Verantwortung Zyperns“,taz vom 23. 3. 13

Die Scheinheiligkeit der Europäer und auch der Deutschen kommt nicht annähernd zur Diskussion. Natürlich, und darüber scheint es keinen Diskurs zu geben, ist der Geldgeber zuständig, die Konditionen festzulegen. Das tut jede Bank, die Geld verleiht. Keiner, auch nicht ein Staat, muss dieses Angebot annehmen.

Wenn hier über Geldwäsche gegründelt wird (es sind immer die anderen), so darf auch ein wenig Wahrheit dabei sein. Immerhin ist, nach Kenntnis eines Magazins, das Geld zuerst hauptsächlich in die Karibik gelangt und kam dann sauber nach Zypern. Dass Russland sich nicht selber abschafft, ist gerade noch verständlich. Aber, dass deutsche Städte gerne, unbesehen und nicht kontrolliert russisches Geld nehmen, damit diese die teuren Immobilien kaufen, zeigt die gespaltene Zunge der gesamten Republik. Sind wir besser als die angeklagten Zyprer? Wohl kaum, man sehe sich, als leuchtendes Beispiel, die Innenstadt von Baden-Baden an. Spätestens dann sollte ein Licht aufgehen, und diese dummen Schuldzuweisungen sollten beendet sein. Auch die Medien dürfen sich daran beteiligen.

PETER K. CARLSSON, Nörtershausen

Dringender Handlungsbedarf

■ betr.: „Weitere Opfer im Kampf um die Sonne“, taz vom 25. 3. 13

Trotz des dringenden Handlungsbedarfs bezüglich der Stützung der einheimischen Solarindustrie wird nichts unternommen. Die EU prüft immer noch, ob China unlauteren Wettbewerb betreibt, obwohl dies schon längst erwiesen ist. Die deutsche Politik verunsichert durch ihren Wahlkampf die Investoren, statt nachhaltig produzierte Solaranlagen höher zu fördern. Viele chinesische Anlagen verwenden nämlich zur Produktion ihrer Solarzellen das klimaschädliche Gas NF3. Allein ein Verbot dieser Anlagen würde der deutschen Solarindustrie wieder Auftrieb geben. ARTUR BORST, Tübingen