leserinnenbriefe
:

Sorry, aber das ist Gelaber

■ betr.: „Die Motivationsbremse“, taz vom 12. 1. 10

ganz schwach, herr koch! wie begründen sie ihre aussage, eine längere bezugszeit des alg 1 brächte keinen bedeutsamen und psychologischen unterschied? für wen? was ist bedeutsam? sorry, aber das ist gelaber! sie scheinen ja den druck, verzeihung die „motivation“, für notwendig zu halten, das faule pack auch für weniger geld zum arbeiten zu bringen. diese meinung kann man wohl haben, wenn man ignoriert, wie’s im echten leben läuft, und die vielen aspekte außer acht lässt, die, unabhängig von „leistungskürzung“, bei arbeitslosigkeit für druck/motivation sorgen.

müssen sie auch eine mehrköpfige familie ernähren? wie alt sind sie, herr koch? wie mobil und „flexibel“ sind sie? welche tätigkeiten sind sie bereit für wie wenig geld auszuüben? ihre implizite unterstellung, ohne leistungskürzung bestünde kein grund, sich schnell wieder eine arbeit zu suchen, auch ihre freude darüber, dass diese auch für weniger lohn ausgeübt werden muss, ist arrogant und unverschämt. auch geht’s hier nicht um staatliche almosen. viele haben jahrzehntelang brav eingezahlt. auch in der kürze eines kommentars sollte etwas mehr differenziertheit und substanz möglich sein. wenn’s an einsicht mangelt, empfehle ich einen selbstversuch.

GÜNTHER FAUDE, Pfinztal

Immer weiter kürzen?

■ betr.: „Die Motivationsbremse“, taz vom 12. 1. 10

Dieser Kommentar bremst wahrlich meine Motivation, die taz noch ernst zu nehmen. Zitat: „Die Leistungskürzung hat den Druck auf Arbeitslose erhöht: Wer kann, bemüht sich seither stärker um einen neuen Job, als er es früher getan hätte, und viele sind nunmehr auch bereit, für weniger Geld zu arbeiten. Dies und der Wirtschaftsaufschwung der vergangenen Jahre haben dazu beigetragen, dass die Erwerbslosigkeit deutlich gesunken ist.“ Und nun muss wohl nur noch weiter gekürzt werden, damit auch die restlichen sechs Millionen Menschen (einschließlich Aufstocker und sonst wie statistisch „Ausgelistete“) in Arbeit kommen, oder?! TIM KARSTEN, Berlin

Widerspruch einlegen

■ betr.: „280.000 Hartz-IV-Bescheide waren fehlerhaft“,taz vom 12. 1. 10

Die Zahl wäre noch höher, wenn sich mehr Betroffene trauen würden, gegen die Bescheide Widerspruch einzulegen. Leider reagieren die MitarbeiterInnen der Argen zunehmend störrisch. Selbst wenn die Berechnung offensichtlich falsch ist, werden die Widersprüche abgelehnt. Ärgerlich ist es auch, wenn Mitarbeiter behaupten, dass die Vermögensfreigrenze 150 Euro pro Lebensjahr beträgt. Wenn man den betreffenden Paragrafen im SGB II anführt, dass die Altersvorsorge höhere Freigrenzen vorsieht, reagieren sie biestig. Ärgerlich ist es, dass auch nach fünf Jahren Hartz IV die Bewilligungsbescheide unübersichtlich und schwer nachvollziehbar sind. Wären die Bescheide übersichtlicher, würden die Fehler schneller und häufiger auffallen. MARION MANNECK, Essen

Wer glaubt denn so was?

■ betr.: „Bischöfin fährt nach Kabul“, taz vom 12. 1. 10

Richard Schröder, Autor der EKD-Denkschrift, wird aus der Mitteldeutschen Zeitung zitiert: „Der Glaube an die Allmacht der Gewaltlosigkeit ist ein Aberglaube.“ Wer glaubt denn so was? Ein Nachfolger desjenigen, der schon vor 2.000 Jahren predigte: „Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, halt die linke hin“? „Oh, Ihr Kleingläubigen!“ MAGRET BONIN, Bad Segeberg

Schöne Worte sind Makulatur

■ betr.: „Die Bischöfin fährt nach Kabul“, taz vom 12. 1. 10

Es ist gut, dass Bischöfin Käßmann eine öffentliche Diskussion über den Bundeswehreinsatz in Afghanistan in Gang gebracht hat. Ein klares Nein ohne jedes Ja zu Militär und Rüstung habe ich von ihr jedoch leider nicht vernommen. Alle schönen Worte von Kirchenvertretern zum Frieden sind ohnehin nur Makulatur, solange die Kirchen die Bundeswehr durch die Militärseelsorge unterstützen. Wenn Frau Käßmann, wie sie angekündigt hat, nach Afghanistan fährt und dort einen Gottesdienst bei den Soldaten hält, wird sie ihnen hoffentlich auch vom fünften Gebot „Du sollst nicht töten“ und von der Feindesliebe Jesu erzählen, der Gewaltlosigkeit nicht nur predigte, sondern auch lebte. JOACHIM FISCHER, Bremen