Sie haben gelitten

Doch jetzt ist Schluss mit der Geflügel-Kasernierung: Ab Freitag darf deutsches Federvieh wieder an die frische Luft

Den ganzen langen Herbst haben Hühner, Gänse und Wachteln zum Schutz vor der Vogelgrippe im Stall verbracht. Doch am morgigen Donnerstag endet das Freilaufverbot für deutsches Geflügel – rechtzeitig zum Weihnachtsfest. Die Züchter sind erleichtert: Die Tierseuche ist nicht wie befürchtet mit Zugvögeln nach Deutschland gekommen.

„Wir haben viel Glück gehabt“, sagt Wilhelm Hoffrogge, Präsident der Geflügelzüchter in Niedersachsen, Deutschlands Geflügelland Nummer eins. Und der Vizevorsitzende des Landesverbandes Hannoverscher Rassegeflügelzüchter, Klaus Baumgarten, betont: „Wir sind sehr glücklich gemeinsam mit unseren Tieren, denn die haben wohl am meisten gelitten.“

Allerdings wird das Federvieh wohl nicht gleich am Freitag an die frische Luft kommen. „Man kann jetzt im Winter nicht die Tiere von morgens bis abends rauslassen“, sagt Geflügelzüchter-Präsident Hoffrogge. „Die Tiere müssen erst langsam wieder dran gewöhnt werden, sonst können sie einen Schnupfen bekommen.“

Beim niedersächsischen Landwirtschaftsministerium zieht Sprecher Gert Hahne eine positive Bilanz. Es habe keinerlei Probleme mit den gewerblichen Geflügelzüchtern gegeben. „Die haben ohne mit der Wimper zu zucken die Maßnahmen durchgeführt.“ Einige private Halter hätten sich beschwert, nach Gesprächen jedoch eingelenkt.

Der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Wolfgang Apel, erneuerte unterdessen seine Kritik am Freilaufverbot: „Ich halte es in dieser Form für zweifelhaft. Ganz Deutschland zu einer Schutzzone zu machen, ist wissenschaftlich nicht begründet gewesen.“

Das ist Balsam auf die Wunden der Hobbyzüchter, die bereits mit Sorge auf die Rückkehr der Zugvögel im Frühjahr warten. „Wir befürchten, dass uns das Ganze wieder ereilt. Das wäre noch schlimmer als dieses Mal, weil dann die Zuchtzeit beginnt“, sagt Rassegeflügelzüchter Baumgarten. Es gebe bereits Kollegen, die ans Aufhören dächten.

Geflügelzüchter-Präsident Hoffrogge dagegen forderte Untersuchungen von Vögeln in Nordafrika. „Wir befürchten, dass Zugvögel das Virus weitergeschleppt haben“, sagte er. Sollte der Erreger tatsächlich in Nordafrika gefunden werden, müsse es im Frühjahr wieder ein Freilaufverbot geben – bevor die Zugvögel zurück nach Deutschland kämen. DPA