Sie reformieren immer noch

Morgen, beim 312. Plenum der Kultusministerkonferenz ist „eine Befassung nicht geplant“. Aber früher oder später wird sich auch die Kultusministerkonferenz mit der Rechtschreibreform auseinander setzen müssen. Beziehungsweise mit der Reform der Reform: Vor einem Jahr nahm der Rat für deutsche Rechtschreibung seine Arbeit auf, die darin besteht, bei von der zwischenstaatlichen Kommission für Rechtschreibung geschaffenen Problemen „nach Kompromissen“ zu suchen.

Beschäftigt hat er sich schon mit Fragen der Interpunktion und der Großschreibung. Auch die neuen Silbentrennungsregeln wurden diskutiert – „und bestätigt“, betont Geschäftsführerin Kerstin Güthert. Also bleibt’s beim Zu- cker, der einst Zuk- ker war. Wieder aufgegeben werden soll nach Willen des Rechtschreib-Rates hingegen die verbindliche Getrenntschreibung von Wörtern wie Rat suchend oder allein erziehend. Und auch die Begründung, dass beispielsweise die Gelbe Karte „in Fachsprache“ korrekterweise groß, sonst aber klein zu schreiben sei, „wurde oft kritisch erwähnt“. Schließlich sei es so leicht gar nicht auszumachen, wo die Fachsprache aufhört, und wo sie beginnt. Der größte Schritt der Reform-Reformer ist allerdings struktureller Natur: Man wagt ansatzweise demokratische Elemente ins Verfahren zu integrieren. So wird Interessenvertretern in besonderem Maße Betroffener ein rudimentäres Mitspracherecht eingeräumt: Bundeselternrat, Bundesschülerrat und die Verwaltung dürfen sich äußern. „Bis Ende Januar“ erwarte man die Voten, so Güthert.

Auf derlei Feedback hatte die Kommission seit 1992 bewusst verzichtet, weil sie bei der seinerzeitigen öffentlichen Anhörung komplett Schiffbruch erlitten hatte. Das damals vorgestellte Vorhaben war die Einführung einer moderaten Kleinschreibung. Aus dem wurde auf relativ rätselhaftem Wege die heute teils verbindliche, teils fakultative Ausweitung der Großschreibung (siehe Gelbe Karte). Aber keine Sorge: Einen „verbindlichen Charakter“ haben diese plebiszitären Einwürfe „nicht“, klärt Güthert auf. Anderes gilt für die Rats-Empfehlungen. Über die könne sich die KMK, so Generalsekretär Erich Thies, „nicht so einfach hinwegsetzen“. Es rechne aber auch niemand damit, dass der Rat für eine komplette Rücknahme votiert. Bis Schuljahrsbeginn soll die Veränderung der neureformierten Reformrechtschreibung in Kraft treten. Danach, so Grüthert, wird sie der Rechtschreibrat nur noch „bei Bedarf dem Sprachgebrauch anpassen“. bes