Brodelnde Gewalt

Nach fast 20 Jahren: 41-jähriger Hamburger wegen des Mordes an der Studentin Helga Roberts zu Haft und Sicherungsverwahrung verurteilt

Von KAI VON APPEN

Knapp 20 Jahre nach dem Tod der 22-jährigen britischen Austauschstudentin Helga Roberts ist gestern der 41-jährige Uwe H. vom Hamburger Landgericht zu achteinhalb Jahren Haft wegen Mordes verurteilt worden. Das Gericht attestierte dem Angeklagten eine „erheblich verminderte Schuldfähigkeit“ und ordnete zugleich die weitere Sicherungsverwahrung in der Psychiatrie des Klinikum Nord an. Hier befindet sich der Mann bereits seit 1998 wegen Sexualstraftaten. „Er ist für die Allgemeinheit gefährlich“, sagte Richter Claus Rabe.

Für das Gericht ist es erwiesen, dass H. am frühen Morgen des 9. März 1986 der vom Kiez-Bummel kommenden Helga Roberts auf der Höhe des Kindertagesheims im Schanzenpark auflauerte, sie in den Keller zerrte, mit Krawatte und Schal fesselte, vergewaltigte und bewusstlos strangulierte. Sie starb am Tag darauf an den Verletzungen.

Uwe H. hat in dem Verfahren beharrlich zum Tatvorwurf geschwiegen. Die Polizei war ihm im Jahr 2003 im Verlauf einer Routineüberprüfung ungelöster Fälle auf die Spur gekommen. Der Sachbearbeiter der Mordkommission hatte bei seiner Untersuchung auch eingelagerte Tatortspuren von 1986 neu analysieren lassen. So wurde von Hautpartikeln, die unter den Fingernägeln von Helga Roberts gefunden worden waren, ein DNA-Profil erstellt und mit der Datenbank des Bundeskriminalamtes verglichen. Eine derartige Untersuchung war 1986 technisch noch unmöglich. Dabei stellte sich eine Übereinstimmung mit den DNA-Daten von H. heraus, die seit seiner Verurteilung wegen sexualisierter Gewalt an Kindern 1998 gespeichert waren.

Vor dem Urteil hatte der psychiatrische Gutachter Oliver Eschenbach dem Angeklagten eine unterdurchschnittliche Intelligenz und „tief greifende sexuelle Debilität“ attestiert. „Die Störungen sind gravierend.“ In Gesprächen habe H. stets beteuert, sich an den Mord nicht erinnern zu können, aber auch eingeräumt, dass manchmal „sexuelle Phantasien“ in ihm „gebrodelt“ hätten, „Menschen zu vergewaltigen oder zu ermorden“.

Eschenbach zufolge hat H. überdies zugegeben, zu jener Zeit wegen Demütigungen in der Familie, die ihn als „Idioten“, „Schwachkopf“ und „Spasti“ gehänselt hätten, im Schanzenpark „herumgestreunt“ zu sein und damals auch einen Parka mit fellbesetzter Kapuze besessen zu haben. Dabei war er aufgefallen, und so hatte sich die Fahndung nach Helga Roberts Mörder zunächst tatsächlich auf einen „Kapuzenmann“ konzentriert. Sie war jedoch trotz aktiver Unterstützung durch Frauengruppen ergebnislos geblieben.