Mit Sicherheit Weltmeister

Hamburgs Innensenator Udo Nagel legt Sicherheitskonzept für Fußball-WM vor: Hohe Polizeipräsenz, Schnellgerichte und die konsequente Anwendung des neuen Polizeigesetzes stehen im Mittelpunkt. Stadionmitarbeiter werden überprüft

Von MARCO CARINI

Er wolle „keine Polizeifestspiele“ veranstalten, wenn in Hamburg die Fußball-WM stattfindet, hat Udo Nagel abgewiegelt. Doch das Sicherheitskonzept, das der Innensenator gestern vorlegte, hat es in sich. Denn: „Nur wer sich sicher fühlt“, auch das glaubt Nagel, „fühlt sich auch wohl.“

Um diese subjektive Sicherheit herzustellen, verfügte die Innenbehörde für die Dauer der WM im Juni 2006 eine Urlaubssperre für alle Hamburger Polizeibeamten. Die Führungsstäbe von Polizei und Feuerwehr werden rund um die Uhr besetzt sein. Zudem soll es im gesamten Stadtgebiet während des Turniers eine „erhöhte Präsenz von Polizeistreifen geben“. Ganz besonders präsent sollen die Einsatzkräfte rund um die AOL-Arena und das Fan-Fest auf dem Heiligengeistfeld sein, wo bis zu 50.000 BesucherInnen täglich erwartet werden.

An beiden Standorten wird zudem ein Großaufgebot an Rettungskräften bereitstehen. Auch soll bis zum Frühjahr die Video-Überwachung der an das Fan-Fest angrenzenden Reeperbahn installiert sein und somit bei der WM zum Einsatz kommen.

Rund um die AOL-Arena wird außerdem eine „äußere Sicherheitszone“ geknüpft, deren 220 bis 240 „Durchgangspunkte“ niemand ohne Durchsuchung passieren kann. Im Stadion selbst sollen neben der Polizei noch einmal bis zu 1.000 Bedienstete von privaten Sicherheitsfirmen für Ordnung sorgen. Entsprechende Unternehmen, die sonst die Stadien in Bremen und Rostock kontrollieren, sind bereits verpflichtet worden.

Wer während der WM im Stadionbereich arbeitet, muss sich vorab einer „freiwilligen“ Sicherheitsanfrage unterziehen und seinen Namen durch die Computer von Polizei und Verfassungsschutz jagen lassen. Ein Verfahren, gegen das der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar äußerste Bedenken hegt.

Neun Millionen Euro hat die Innenbehörde für die Durchführung ihres Sicherheitskonzeptes veranschlagt, das auch den Schutz des US-Teams beinhaltet: Das wird mitsamt Funktionärs- und Betreuerstab im Hyatt-Hotel unterkommen. Da die Amerikaner aber auch „das öffentliche Leben in Hamburg wahrnehmen wollen“, wird es laut Nagel „zwar Personen- und Objektschutzmaßnahmen“ für sie geben, aber keine „Abriegelung“ ganzer Stadtteile.

Konkrete „Anhaltspunkte für eine Gefährdung der Spiele durch Terroristen“ liegen Nagel zufolge derzeit nicht vor. Und obwohl keine der fünf in Hamburg stattfindenden Paarungen als „Risikospiel“ gilt, hat der Senator möglicherweise anreisende „gewaltbereite Fans“ fest im Blick. Hier will er erstmals die gesamte Palette seines neuen Polizeigesetzes zum Einsatz bringen und mit einer Kombination aus Aufenthalts- und Stadionverboten, Meldeauflagen und tagelangen Ingewahrsamnahmen „null Toleranz gegenüber Gewalttätern“ durchsetzen.

Gemeinsam mit der Justizbehörde arbeitet der Innensenator zudem daran, Gewalttätern innerhalb weniger Tage den Prozess machen zu können. Mit „Schnellgerichten“, so Nagel, habe das aber „gar nichts zu tun“.