RÜDIGER KRUSE, CDU-POLITIKER
: Der Zielstrebige

■ Hamburger, CDUler, Bundestagsabgeordneter und noch lange nicht am Ende seiner Karriere. Foto: CDU

Er war gerade erst Abgeordneter in der Hamburger Bürgerschaft, da munkelten manche bereits, „der“ wolle noch „was werden“. 2002 war das, als Parlamentsneuling Rüdiger Kruse trotz eines abgebrochenen Medizinstudiums der Hanse-CDU als Mann mit Zukunft galt. Die Hoffnung trog nicht: Seit September ist der 48-Jährige Bundestagsabgeordneter und seit Mittwochabend CDU-Chef im Bezirk Eimsbüttel. „Das ist kein Karriere-Baustein für mich“, wehrt Kruse ab, „ich will die CDU als Großstadtpartei stärken“.

Dass er das kann, hat der smarte Blonde bewiesen. Bei der Bundestagswahl gewann er als erster Christdemokrat das Direktmandat in der SPD-Hochburg Eimsbüttel. Den Weg hatten ihm die Genossen mit der Skandalkandidatur des Jusos Danial Ilkhanipour selbst bereitet. Kruse wusste das zu nutzen, stärkte die eigene Position – und erklimmt jetzt die nächste Stufe. Denn als einer der sieben mächtigen Kreisfürsten hat er ab sofort ein gewichtiges Wörtchen im Landesvorstand mitzureden.

Selbstredend dementiert der unverheiratet gebundene Kruse lachend, Hamburger Bürgermeister werden zu wollen. Aber das tun Frank Schira, Fraktionschef in der Bürgerschaft, und der Altonaer Bundestagsabgeordnete Marcus Weinberg ebenfalls mit Nachdruck. Einer der drei, das ist der aktuelle Stand, wird es aber werden – wenn der seit acht Jahren regierende Ole von Beust dereinst nicht mehr will.

Zielstrebig hat Kruse an seinem Aufstieg gebastelt. Als Geschäftsführer der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald galt er in der CDU von vornherein als Grüner. Als Umwelt- und Haushaltsexperte in der Bürgerschaft war Kruse so agil, dass die Fraktion jetzt vier Abgeordnete aufbietet, um die Lücke zu füllen, die sein Aufstieg nach Berlin riss.

Im Bundestag hat Kruse es sofort an zwei politische Schlüsselstellen geschafft: Im Haushaltsausschuss wacht er über Geldströme, als Vizechef der CDU-Küstenparlamentarier sorgt er für den Hamburger Hafen. Diese Themen seien „viel wichtiger als meine Rolle in der Partei“, versichert Kruse treuherzig.

Und guckt so freundlich, dass man ihm jedes Wort glauben möchte. SVEN-MICHAEL VEIT