Agentur mit Rückkanal

ANFANG Der neue Chefredakteur Wolfgang Büchner will die dpa ins digitale Zeitalter führen

Ein halbes Jahr teilte sich Wolfgang Büchner in der Hamburger dpa-Zentrale das Zimmer mit seinem Vorgänger Wilm Herlyn. In der schnieken Villa hat er sich in die Gefilde von Deutschlands größter Nachrichtenagentur einweisen lassen. Jetzt aber hat er das Sagen. Und gab sich beim offiziellen Wachwechsel in Berlins Mitte äußerst kämpferisch.

Büchner versprach: „Die neue dpa will der beste Partner der deutschen Medien im digitalen Zeitalter sein.“ Sein Signal ging nicht nur an Chefredakteure und Verleger, nicht bloß an Kanzlerin und SPD-Chef im Publikum, sondern vor allem an Joachim Widmann und Peter M. Gehrig – Chefredakteure der neuen Agentur-Allianz aus ddp und DAPD (ehemals AP).

Beide konnten erleben, wie Büchner in Aussicht stellte, demnächst „die erste Nachrichtenagentur mit einem echten Rückkanal“ zu sein. Mit dem geplanten Kunden-Intranet werde die dpa mit den Redaktionen „in einen ständigen Dialog“ treten – „jederzeit, sekundenschnell“. FAZ-Herausgeber Werner D’Inka mahnte, die dpa müsse sich aber auch „der Kehrseite der schönen neuen digitalen Welt“ widersetzen. Dort würden „journalistische Sicherungsmechanismen außer Kraft gesetzt“, weil jeder alles veröffentlichen könne.

Büchner will im Sommer mit dem dpa-Umzug nach Berlin die Ressorts für In- und Ausland fusionieren und mit „Netzwelt“ ein neues starten, dabei aber auch auf 30 Mitarbeiter verzichten. Die dpa will zudem mit den Gewerkschaften ausloten, ob die Tarifstruktur verändert werden kann. Das geht zwar nicht von Büchner aus, er muss aber mit den Folgen leben: einer möglicherweise weniger motivierten Mannschaft. DANIEL BOUHS