HAMBURGER SZENE VON MAGDA SCHNEIDER
: Mit den Falschen angelegt

Der verkrüppelte Mann mit den langen lockigen schwarzen Haaren bettelt am Hauptbahnhof. Als er am Tresen der Essmeile in der Wandelhalle vorbeihumpelt, gibt es plötzlich einen dumpfen Aufprall. Ein Mann im Kaschmir-Mantel, die Haare zum Pferdeschwanz gebunden und mit einer US-Südstaaten-Emblem auf der Laptop-Tasche, hat ihn mit einem Faustschlag zu Boden gebracht. „Warum schlägst du mich?“, wimmert der Bettler.

Doch der Yuppie am Stehtisch hat nur ein arrogantes Grinsen für ihn übrig. „Ich fühlte mich belästigt“, sagt er. Als der Schläger zu gehen versucht, stellt sich ihm ein schwarz gekleidetes Autonomen-Pärchen in den Weg. „Sie bleiben hier“, sagt der Mann. „Wenn Sie gehen, bekommen sie es mit mir zu tun“. Nun mischt sich auch ein älterer Mann mit grauem Bart ein. Er hat schon die Polizei gerufen. „Sie bleiben bis zum Eintreffen der Polizei hier“, sagt er bestimmt.

Als sich der geschniegelte Mann renitent zeigt und sagt: „Ich gehe jetzt“, erwidert der Graubart jetzt noch bestimmter: „Sie gehen nicht – Sie sind vorübergehend festgenommen.“ Der Yuppie ist irritiert.

Inzwischen treffen die ersten Bundespolizisten und die Wandelhallen-Security ein. Denen ist der Bettler bekannt. „Der ist harmlos – der holt sich doch nur etwas zu essen“, sagt einer. „Dann ist der wieder weg.“