Niedersachse will Trüffeln kultivieren

PILZE Hier in Norddeutschland gibt es weit mehr Trüffeln als bisher bekannt. Fabian Sievers will in Südniedersachsen die Edelpilze anbauen. Bis dahin streift er mit seiner Suchhündin durch die Wälder

Bei Feinschmeckern ist der Edelpilz beliebt: Bisher müssen deutsche Sterne-Restaurants kostbare Trüffeln allerdings aus Frankreich oder Italien importieren. Nach dem Willen des Pilzexperten Fabian Sievers soll sich das ändern. Der 40-Jährige hat Ende 2012 bei Alfeld (Kreis Hildesheim) die erste Trüffelplantage in Niedersachsen angelegt. In fünf oder sechs Jahren könnte die erste Ernte reif sein. Schon jetzt lebt der Hannoveraner vom Verkauf sogenannter Trüffelbäume. Sievers impft die Bäume mit dem schmackhaften Pilz – dann dauert es aber noch drei bis zehn Jahre, bis dort Trüffeln geerntet werden können.

In der Saison von Oktober bis März ist Sievers mindestens einmal in der Woche mit seiner Hündin Woopee in den Wäldern des Leine- und Weserberglandes unterwegs, um nach Trüffeln zu suchen. Die edlen Knollen mögen alkalische Böden mit wenig Staunässe. Sievers ausgebildete Trüffelhündin hat kürzlich sogar in Hannover eine Wintertrüffel erschnüffelt. Vergangene Woche wurde die Hündin im Deister, einem Ausläufer des Weserberglandes, fündig. Essbar sind die Pilze aber am Ende der Saison nicht mehr. Ohnehin darf man sie nicht für die Pfanne daheim mitnehmen, weil sie unter Naturschutz stehen. „Jeder, der Trüffeln mitnimmt, macht sich strafbar“, sagt Sievers.

Seine Vision ist es, den Trüffelanbau in Deutschland zu etablieren. Die angebauten Trüffeln unterliegen nicht dem Naturschutz. Plantagen gibt es schon einige bundesweit, diese sind jedoch so jung, dass es noch keine Ernteerfolge gab. „Deutschland ist Trüffelland, das war lange in Vergessenheit geraten“, bedauert der Experte.

Im 18. Jahrhundert experimentierte der Adel mit dem Anbau, im 19. Jahrhundert ging man im Solling auf Trüffeljagd mit Hilfe von speziell abgerichteten Hunden. Nach den beiden Weltkriegen ging das Wissen um die Trüffeln verloren.

Schließlich wurden sie als Pilzgattung unter Schutz gestellt, in der Annahme es gäbe keine. „Die Trüffeln sind nirgendwo in Europa so geschützt wie in Deutschland“, sagte Sievers. Offiziell sind für Niedersachsen bisher nur vier Fundstellen dokumentiert.

Der 40-Jährige und seine Pilz-Freunde haben aber nach eigenen Angaben schon weit über 300 Fundstellen allein für die Burgundertrüffel in Südniedersachsen ausgemacht. „Der Klimawandel trägt dazu bei, dass die Trüffelgrenze weiter nach Norden wandert“, sagt er. In enger Abstimmung mit Behörden und Naturschutzorganisationen wollen die Trüffel-Fans auf den verborgenen Schatz aufmerksam machen.  (dpa)