„Wir werden immer besser“

KABARETT Gunter Schmidt und Lisa Politt treten seit 25 Jahren gemeinsam als Herrchens Frauchen auf

■ Kabarettistin, politisch und, ob mit Gunter Schmidt im Duo Herrchens Frauchen oder solo, genial.

taz: Herrchens Frauchen macht, trotz 25-Jahre-Jubiläums kein Best-Off-Programm …

Lisa Politt: Das sehen Sie vollkommen richtig.

Enttäuscht das die ZuschauerInnen nicht, wenn gewisse Hits …?

Nein. Die überwinden die herbe Enttäuschung, nicht zum 1.241. Mal „Sperma ist ekelhaft“ geboten zu bekommen, weil sie merken: Wir werden immer besser.

Gehen in 25 Jahren nie die Kabarett-Stoffe aus?

Die Stoffe? Nein. Was es gibt, ist eher eine Ernüchterung, weil sich überhaupt nichts verändert, außer, vielleicht, der Blickwinkel des Zuschauers – wenn man sein Handwerk beherrscht.

Ist das eine Ursache fürs Schwinden des politischen Kabarett, das durch Comedy ersetzt wird?

Ich als Linke sehe die Ursache in den veränderten Produktionsbedingungen.

Inwiefern?

Das ist ein Erfolg der Programmgestaltung: Das Kabarett hat es als Form ins Fernsehen geschafft – aber das Hirn draußen vergessen. Was da unter dem Etikett politisches Kabarett läuft, nenne ich gern – mit Ausnahmen wie Volker Pispers oder Georg Schramm – staatstragendes Genörgel. Wer die herrschenden Verhältnisse angreift, kommt da nicht vor, da fällt kein Wort über die Kriege, in denen sich Deutschland befindet. Ich sehe darin eine glänzend vollzogene Anpassungsleistung an die Programmpolitik.

Sie sind auf dem Land groß geworden. Wie führt von da der Weg zum politischen Kabarett?

In Bomlitz, das liegt in der tiefsten Lüneburger Heide, gab es die größte unterirdische Munitionsfabrik der Nazis. Die Zwangsarbeiter wurden in den 1940er-Jahren jeden Morgen und jeden Abend durchs Dorf getrieben. Ich bin dort in einer Atmosphäre der massiven Leugnung aufgewachsen. Da hat man nur zwei Möglichkeiten: Entweder, man macht mit und verschließt auch die Augen – oder man ist hellwach geworden. Das ist meine Sozialisation. INTERVIEW: BES

Herrchens Frauchen, Sa. 20 Uhr, Schwankhalle