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Archiv-Artikel

Gegen das Vergessen

GEDENKEN In den kommenden Wochen erinnern zahlreiche Veranstaltungen im Rahmen der „Woche des Gedenkens“ im Bezirk Nord an die Opfer des NS

Von MATT

Ein Konformist ist Heinz D. aus der Barmbeker Hufnerstraße nie geworden. Früh wurde der Außenseiter an den Rand gedrängt, von den Nationalsozialisten als so genannter „Gemeinschaftsschädling“ ausgegrenzt, schließlich als „Bewährungssoldat“ nach Nordafrika geschickt. Dort desertierte er, lebte in amerikanischer Kriegsgefangenschaft wieder auf – um nach der Rückkehr nach Hamburg erneut abzugleiten. Aber irgendwann lebte auch Heinz D. ein unauffälliges Leben. Als habe er, wie ein weiser Spaßmacher, seinem Leben zuletzt noch ein Schnippchen geschlagen.

Dieter Thieles biografische Annäherung „Wer war Heinz D.“ erzählt in vielen Interviews die Lebensgeschichte des Barmbekers. Die Vorstellung des Buches am Montag in der Barmbeker Geschichtswerkstatt ist der Auftakt zur diesjährigen „Woche des Gedenkens“ im Bezirk Hamburg-Nord. Angeregt durch die dortige Bezirksversammlung beteiligen sich zum sechsten Mal zahlreiche Kultureinrichtungen, Schulen, Bücherhallen, Initiativen und engagierte Bürger mit Veranstaltungsbeiträgen, um den Opfern des Nationalsozialismus zu gedenken.

So ist auch in diesem Jahr vom 26. Januar an eine zentrale Ausstellung im Foyer des Bezirksamtes in der Kümmelstraße zu sehen. Bis zum 18. Februar zeigt der von der Arbeitsgruppe „Deportationen/11.000 Kinder“ erarbeitete Hamburger Beitrag zum „Zug der Erinnerung“ Aspekte der Geschichte der Deportationen von 1940 bis 1945. Im Großen Sitzungssaal des Bezirksamtes findet am 27. Januar ab 18 Uhr auch die zentrale Feierstunde der Bezirksversammlung statt, in deren Mittelpunkt dieses Jahr eine Lesung mit Wolfgang Kaven aus dem Buch „Z3105 – Der Sinto Walter Winter überlebt den Holocaust“ und ein Vortrag der Historikerin Linde Apel stehen. Ehrengäste der Feierstunde sind der Holocaust-Überlebende Walter Winter und die Autorin Karin Guth.

An die Zeit des Nationalsozialismus und an das Schicksal seiner Opfer erinnern bis Ende Februar dann vor allem eine ganze Reihe von Stadtrundgängen, Lesungen, Konzerte, Filmvorführungen und Zeitzeugengespräche. So erinnern Schüler des Johanneums am 25. Januar um 19.30 Uhr in der Talmud-Thora-Schule gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde mit einem Konzert und einer Ausstellung an Musikerschicksale zwischen 1933 und 1945. MATT

■ Mo, 18. 1. bis Fr, 19. 2. in Kultureinrichtungen, Schulen, Bücherhallen und Bezirksamt im Bezirk Nord. Infos und Programm: www.hamburg.de/hamburg-nord/politik-verwaltung/bezirksversammlung