Tante Prusseliese sucht nach den schönsten Spielsachen

Ist doch apart, dass man morgens mit den Kleinen dort hingehen kann, wo man sich abends bereits mit den Großen amüsiert hatte. In unserem schwer urbanen Lebensraum macht man das selbstredend nicht in einer Provinz-Vereinshalle, sondern beispielsweise morgen am Sonntag zwischen 10 und 14 Uhr im Radialsystem (Holzmarktstraße 33). Am „Familiensonntag“ gibt es Livemusik, Bastelecken und die Radial-Rallye, bei der Kindern im Gebäude herumstromern sollen (5/3 Euro; oder man kauft gleich das ganze Paket inklusive Brunchbuffet für 15 bzw. 8 Euro. Kinder bis acht Jahre schlemmen sogar für lau). Am Dienstag ist wieder „Märchentag“ in der Märchenhütte mitten in Berlin, für 3 Euro (sonst kostet’s vormittags 4, nachmittags 5 Euro) kann man um 16.30 Uhr angucken, was dem Hexenkessel Hoftheater so alles zu den schaurigen Grimm-Geschichten eingefallen ist. Und zwar als Double-Feature: „Dornröschen“ und „Fischer un sin Fru“ werden gegeben, deren Thematiken märchentypisch doppeldeutig sind: Laut der irgendwann in den 80ern wie Fliegenpilze aus dem Boden geschossenen Märchenpsychologen steht der Turm, in dem Dornrose einschläft. für das „Oberstübchen“, den Teil des Kopfes, in dem die verdrängten, vergessenen Dinge schlummern; der Schlaf nach dem faszinierten Spiel mit der (phallusartigen) Spindel steht für die Latenzzeit nach der ersten kindlichen Geschlechtsreife, und dann wird das Mädchen auch noch wach geküsst, uiuiui, needless to say more. Die Story um die maßlose Ilsebill dagegen wird von einigen MärchenexpertInnen als Parabel auf Napoleon und seine Verwandtschaft gedeutet, wäre somit also eine politische Satire. Aber da soll uns das Mäuslein beißen, wenn nicht auch irgendwelche versteckten sexuellen Konnotionen drin wohnen … (Monbijoupark).

www.radialsystem.de, www.maerchenhuette.de