kurzkritik: steve wynn im lagerhaus
: 16 Saiten für ein Hallelujah

Ruhe ist der einzige Freund. Und damit diese Botschaft ankommt, muss das Gegenteil Erlebnis werden. Stoisch geradeaus treibt die Schlagzeugerin von Steve Wynn & The Miracle 3 das Gitarrentrio, lässt es losgaloppieren, als gäbe es kein Morgen mehr. 16 Saiten für ein Hallelujah. Monumental krachender Amphetamin-Rock jagt durch die Prärie. Von ruppiger Akkordarbeit zerklüftete Oberflächen – durchflossen von der schönen Schlichtheit hymnisch grantelnder Popmelodien. Nervöse Musik der Schlaflosigkeit – in ihrem Gestus von Wüstenstürmen inspiriert. Ein Auflehnen gegen alles, was die Stille zum Sehnsuchtsort werden lässt. Mit dem deftigen Lagerhaus-Konzert kehrt Steve Wynn zurück zu seiner Dream-Syndicate-Vergangenheit, um die punkinfizierten Energieschübe in ihrer Aktualität zu feiern. Hinreißend die Gitarrenduelle im Singer/Songwriter-Sonnenuntergang. Als rumpeliger Riffrocker und haspelnder Melodiker spornt Wynn den Eigensinn seines Saitenhelden Jason Victor an: Bausch- und Bogen-Soli, vom reinen Ton emanzipiert, zu emphatisch verwirbelten, sich überstürzenden Klangerkundungen befreit. Immer auf der Grenze vom lodernden Geräusch zum puren Lärm. Dabei die präzise Songarchitektur keinen Millimeter verlassend. Leidenschaft und Disziplin locker vereint. Vehemenz für die Ode an die Stille – danach. Jens Fischer