CDU will Noten sehen

Während Lemke an neuer Zeugnisverordnung bastelt, ist die Position des Koalitionspartners „nicht verhandelbar“

Bremen taz ■ Die Aussage der CDU zur Notenbefreiung ist eindeutig: Nicht mit uns. Die erst seit kurzem geltende Regelung für die 3. und 4. Klassen – ausführlicher Lernstandsbericht plus Zensur – sei eine der modernsten Lösungen überhaupt, sagte Fraktionsvorsitzender Hartmut Perschau gestern vor Journalisten. Und der bildungspolitische Sprecher, Claas Rohmeyer, machte klar: „Unsere Position ist nicht verhandelbar.“

Dabei hat Bildungssenator Willi Lemke (SPD) genau das erwartet. Er sah sich aufgerufen, Änderungen zur Zeugnisverordnung zu erarbeiten, nachdem im November 26 von 27 Ausnahmeanträgen bremischer Grundschulen auf Notenbefreiung von der Bildungsdeputation abgelehnt wurden. Der Reformwunsch sei damals einvernehmlich gewesen, sagt Lemkes Sprecher Rainer Gausepohl. Die CDU-Position nun überraschend: „Da muss sich was geändert haben.“

Muss wohl, denn dort wird befürchtet, dass die Ausnahme nun zur Regel werden könnte. Man habe nach Pisa aber bewusst wieder den Leistungsgedanken eingeführt, sagt Rohmeyer. „Bremen hat sich jahrelang geleistet, dass jeder machen konnte, was er will.“ Fraktionschef Perschau betont, 15 von 16 Bundesländern vergäben in diesen Klassenstufen Noten. Eltern und Schüler erhielten dadurch einen realistischen Leistungseinblick. Bremen tue sich keinen Gefallen, wenn es sich wieder der Vergleichbarkeit entziehe. „Wir dürfen nicht gegen den Rest der Welt kämpfen.“

Genau das sehen die Grünen aber bei der CDU. Wenn man sich wirklich an der Spitze orientieren wolle, sagt deren stellvertretende Fraktionsvorsitzende Anja Stahmann, müsse man in die skandinavischen Länder blicken, „wo Noten bis Klasse 8 nicht vorkommen“. Sie hält Noten für Grundschüler für ein Konzept aus der bildungspolitischen Mottenkiste, „es fehlt nur noch der Ruf nach dem Rohrstock“. amg