KOMMENTAR: SVEN-MICHAEL VEIT ÜBER DIE HAFENPLÄNE
: Kurzatmige Realpolitik

Egal, was er macht, es ist falsch. Die Hafenpolitik von Wirtschaftssenator Frank Horch verläuft in einem ausgeprägten Zickzack-Kurs – und da den Überblick zu behalten, fällt nicht leicht. Das mag wankelmütig erscheinen, wäre es aber anders, käme rasch der Vorwurf der Starrköpfigkeit. Wie Horch es auch macht: Er hat ein Problem.

Die Träume vom ungehemmten Wachstum globaler Warenströme, die Hamburgs Hafen überschwemmen, haben sich als Luftschlösser entpuppt. Seit sieben Jahren versucht Hamburg vergeblich, die Schallgrenze von zehn Millionen Containern zu knacken, Prognosen von 25 Millionen Blechkisten pro Jahr galten vor kurzem noch als seriös.

Sind sie aber nicht. Und deshalb hat Hamburg erhebliche Überkapazitäten. Zwölf Millionen Container wären aktuell kein Problem, mit den geplanten Ausbauten wären 16 Millionen zu schaffen, mit Steinwerder weit mehr als 20 Millionen.

Diese Ausbauten aber können problemlos um Jahre verschoben werden. Mit der eingesparten Viertelmilliarde Euro ließe sich gewiss was Sinnvolles anfangen. Eben deshalb ist auch ein provisorisches drittes Cruise-Center statt eines auf Jahre leer stehenden Container-Terminals sinnvoll: Die Passagiere sind da, die Container nicht.

Darauf zu reagieren, ist kein Wankelmut. Es ist nur ein wenig kurzatmige Realpolitik.