Einblick (476)

Noa Gur, Künstlerin

■ Noa Gur, geboren 1980 in Tel Aviv, studierte an der Bezalel-Kunstakademie in Jerusalem und der Kunsthochschule für Medienkunst in Köln. Sie erhielt das Amerika-Israel Kunststipendium (2004), das DAAD Stipendium für Studierende (2008–9), Rölfspartner Stipendium Kunst im Tunnel, Düsseldorf (2009) sowie das Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds (2013). Jüngere Ausstellungen und Screenings fanden statt in den Kunstwerken Berlin und Palais de Tokyo, Paris, Herzeliya Museum für zeitgenössische Kunst, Bundeskunsthalle Bonn und Galerie Campagne Première, Berlin. Sie lebt und arbeitet in Berlin und Tel Aviv.

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie/dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum? Noa Gur: Es war mir eine Freude, die Werke von Guy Ben-Ner in Berlin zu sehen. Moby Dick (2000), Berkley’s Island (1999), Second Nature (2008) und Spies (2011) wurden im September 2012 in der Berlinischen Galerie (IBB Videolounge) gezeigt. Ben-Ner inszeniert fiktive Szenen innerhalb eines authentischen Zusammenhangs, zum Beispiel tritt in dem Kunstwerk Moby Dick seine Tochter in der Familienküche auf, die als Filmset verwendet wird. Drop the Monkey (2009) dokumentiert eine Fernbeziehung zwischen Ben-Ner und seiner ehemaligen Berliner Geliebten. Welches Konzert oder welchen Klub können Sie/kannst du empfehlen? Dieses Jahr ist die zwölfte Ausgabe des MaerzMusic-Festivals schon vorbei, aber ich hoffe, dass Sie die Gelegenheit bekommen, die Musiker Mazen Kerbaj und Sharif Sehnaoui bald wieder in Berlin zu hören. Die Künstler aus dem Libanon sind Mitgestalter und Wegbereiter der gegenwärtigen experimentellen Kunstszene, elektronischen Musikkultur und Improvisationsszene in ihrem Land. In globalen Kunstdiskursen beziehen sie mit ihren individuellen künstlerischen Arbeiten Position. Ihr Konzert in der Sonic Art Lounge im Berghain, Teil dieses Festivals, war für mich ein tolles Erlebnis. Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie/dich durch den Alltag? Das internationale Online-Magazin E-flux und das lokale Online-Magazin Erev Rav (auf Hebräisch: Vielfalt) für zeitgenössische Kunst, Kultur und Gesellschaft in Israel sind meine festen Begleiter. In meiner Tasche steckt das Buch „Purity and Danger“ der Anthropologin Mary Douglas, das den Ursprung der Hygieneregeln als symbolisches Klassifikationssystem beurteilt. Die Mythologien aus Westafrika und Australien, die in diesem Buch erscheinen, waren Teil meiner Inspirationsquelle für mein jetziges Kunstprojekt. Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen/dir am meisten Freude? Ich finde meinen Berliner Kiez Neukölln richtig gut. Ich mag den alltäglichen Kontakt mit den Nachbarn, Verkäufern, Passanten. Mit Ungeduld warte ich auf den Sommer, um mehr Zeit draußen verbringen zu können.