Streichkonzert beginnt

KÜRZUNG Kieler Landwirtschaftsministerin will Zuschüsse zum Ökologischen Jahr (FÖJ) kürzen. Opposition und Vereine kritisieren Berechnungsgrundlage. Das FÖJ müsse im alten Umfang erhalten bleiben

800.000 Euro im Jahr soll es noch geben – das entspreche dem Bundesdurchschnitt

Nach ihrer Klausursitzung rückt die schwarz-gelbe Landesregierung in Schleswig-Holstein mit ersten Sparplänen heraus: Landwirtschaftsministerin Juliane Rumpf kündigte an, die Landesförderung für das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) zu kürzen. Statt 1,3 Millionen Euro im Jahr soll es nur noch 800.000 Euro geben – das entspreche dem Bundesdurchschnitt.

Protest gab es von der Opposition: Sandra Redmann, umweltpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, befürchtet, dass von den heute 150 Plätzen im Ökologischen Jahr nur 100 übrig bleiben. „Das ist nicht hinnehmbar“, so Redmann. Die SPD stellt die Berechnung der Ministerin infrage, nach der die Förderung in Schleswig-Holstein zu hoch ist: „Viele Länder rechnen die Kosten von Landesdienststellen nicht ein. Den neuen Bundesländern stehen europäische Fördermittel zur Verfügung, die Schleswig-Holstein nicht nutzen kann.“ Das FÖJ sei ein Erfolgsmodell, das für Umwelt wie Tourismus wichtig sei, so Redmann weiter. Auch Marlies Fritzen, umweltpolitische Sprecherin der Grünen, kritisierte die „Ouvertüre zum Streichkonzert“: „Statt Strukturveränderungen in der Verwaltung anzugehen, soll der Landeshaushalt auf Kosten des ökologischen und sozialen Engagements junger Menschen saniert werden.“ Ranka Prante, umweltpolitische Sprecherin der Linken, erklärte: „Ohne mit der Wimper zu zucken, werden 2,5 Millionen Euro für ein unausgereiftes und ökologisch bedenkliches Flughafen-Konzept Lübeck-Blankensee locker gemacht, gleichzeitig die Mittel für das FÖJ um fast 40 Prozent gekürzt“. Das sei ein herber Rückschritt.

Rund 600 Jugendliche bewerben sich pro Jahr um die FÖJ-Plätze im Land. Stellen gibt es unter anderem bei Verein Jordsand auf Helgoland, beim Archäologisch-Ökologischen Zentrum Albersdorf oder beim Haustierzoo Arche Warder. Einige Vereine warnten bereits, dass einzelne ihrer Angebote in Gefahr seien, wenn das Land die Mittel streiche. Neben dem Land fördern auch die Träger – in Schleswig-Holstein sind das die Nordelbische Kirche und ein Verbund aus fünf Naturschutzorganisationen – die Arbeit der Jugendlichen. Die Kirche steuert rund 50.000 Euro pro Jahr bei, der Naturschutz insgesamt 20.000 Euro. EST