Brüder im Geiste

Auf die Frage was in Bremen derzeit besser ist, als in Hamburg kann man zweifelsfrei „der Platz“ antworten, wie Piotr Trochowski gleichsam trocken wie richtig feststellt. Es sollte dem jungen Hamburger Mittelfeldakteur nicht als abschätzige Bemerkung ausgelegt werden. Vielmehr zeigt diese infrastrukturelle Petitesse, dass sich die beiden Teams aus Bremen und Hamburg am Sonntagabend erstmals seit langem fußballerisch auf gleichem Niveau begegnen. Das war in den vergangenen Jahren selten der Fall. Die Bremer gingen immer favorisiert ins Derby, während der Nachbar aus der großen Hansestadt fasziniert feststellte, mit was für einer hervorragenden Arbeit die Hansestädter im Kleinformat sportlich an ihnen vorbeizogen. Geändert hat sich das dank Trainer Thomas Doll und Sportmanager Dietmar Beiersdorfer. Und es wäre kaum bösartig, dem HSV zu unterstellen, dass man in vielen Dingen den vermeintlich Kleinen einfach kopiert hat. Seit Jahren sorgen dort ehemalige Spieler wie Thomas Schaaf und Klaus Allofs für die nötige Integrität und Konstanz. Thomas Doll hat auch Hamburger Stallgeruch und Dietmar Beiersdorfer kann sogar Erfahrungen aus beiden Hansestädten sein Eigen nennen – an der Weser gewann er, im selben Team wie Schaaf und Allofs, seine bislang einzige Meisterschaft. „Thomas Schaaf ist ein absolutes Vorbild für mich“, erklärt Trainer-noch-Novize Thomas Doll beinahe ehrfürchtig. Und auch Beiersdorfer unterstreicht das enge Verhältnis zu den Bremern mit einem Lob an die „Kontinuität“. Dass beide Teams mit der Raute im Mittelfeld und im Wappen auch gleiche geometrische Figuren schätzen, ist ein weiteres Merkmal der beinahe geistigen Brüderschaft im Norden. Nur in einem unterscheiden sich die Teams, wie HSV-Abwehrspieler Guy Demel auf die Frage, ob sich der HSV denn sorge, weil die Bremer für ihre starke Offensive bekannt sind, selbstbewusst entgegnete: „Und der HSV ist für seine gute Abwehr bekannt.“ fog