Heute hält man sich gern wieder an alte Rituale

Eine Geschichte, sie steht in der Bibel, in der ein Mann namens Abraham auf den Weg geschickt wird von seinem Gott, und am Ende des Weges soll er seinen Sohn zum Opfer bringen, Isaak, was Abraham laut der Geschichte auch getan hätte, wenn ihm nicht im letzten Moment noch ein Engel Einhalt geboten hätte und in Folge statt Isaak ein gerade greifbarer Widder zum Opfer dargebracht wurde … und diese Geschichte kann man nun lesen als eine Prüfung von Abrahams Glauben und Gehorsam an Gott, während sie andersherum schlicht aussagt, dass in dem Kulturkreis, in dem die Geschichte verortet ist, solch eine Opferung schlicht gängige Praxis war als religiöses Ritual, das mussten deswegen nicht gleich Menschen sein …

Vor wenigen Jahren noch galten religiös motivierte Rituale eigentlich als eine vom Aussterben bedrohte Spezies hier in der säkularisierten Gesellschaft, doch das stellt sich mittlerweile wieder ganz anders dar. Alte Rituale leben neu auf, andere werden importiert, was alles Thomas Hauschild, Professor für Ethnologie in Halle, in seinem 2008 veröffentlichten Buch „Ritual und Gewalt“ untersucht hat, auf dessen Erkenntnisse er dann auch bei seinem Vortrag am heutigen Montag im Deutschen Theater zurückgreifen kann. In der dortigen Reihe „Das befremdete Ich“ wird Hauschild nämlich über „Entfremdung, Aufklärung, Rückkehr des Rituals. Stilvolle, aufregende und gefährliche Momente des postmodernen Lebens“ referieren. TM

■ „Das befremdete Ich“: Deutsches Theater, Schumannstraße 13a. Montag, 20.15 Uhr, ab 5 Euro