Nicht ganz unverdient

WECHSELSPIEL Am Auftritt des 1. FC Nürnberg ist zu sehen, dass der neue Trainer Dieter Hecking in der Winterpause gut gearbeitet hat. Zum Sieg gegen ideenarme Schalker reicht das noch lange nicht

GELSENKIRCHEN taz | Es gehört zu den Erfolgsgeheimnissen des Felix Magath, dass er eigene Fehlversuche schneller korrigiert als jeder seiner Kollegen. Nach 35 Minuten nutzte der Schalker Trainer die Gelegenheit, sein Team komplett umzustellen. Neuzugang Peer Kluge hatte sich nach einem Zweikampf am Fuß verletzt, für den ehemaligen Nürnberger kam Christoph Moritz, und die anderen tauschten ihre Positionen. Nur Torhüter Manuel Neuer, Innenverteidiger Marcelo Bordon und die Stürmer Edu und Kevin Kuranyi spielten noch auf derselben Position wie zuvor. Und nach überaus schwachem Beginn gewann Schalke am Ende mühevoll 1:0. Ganz unverdient war der Sieg nicht.

Ein neues Schalke bekamen die 60.000 aber nicht präsentiert. Von den sechs neuen Spielern hatte Magath Peer Kluge und Edu in die Startelf befördert, Alexander Baumjohann stand hingegen noch nicht einmal im Kader. Dennoch war an Magaths Aufstellung der klare Wille erkennbar, die spielerischen Defizite der Hinrunde auszumerzen. Das Vierermittelfeld war mit den kombinationssicheren Profis Rafinha, Jefferson Farfan, Kluge und Ivan Rakitic besetzt, doch das Experiment scheiterte kläglich.

Denn die Defensive, das Schalker Prunkstück der Vorrunde, funktionierte überhaupt nicht mehr. Den Verteidigern unterliefen völlig ungewohnte Missgeschicke, in den 35 Minuten der Schalker Konfusion hatten die Nürnberger mehrere gute Möglichkeiten. Schon nach neun Minuten vergab Albert Bunjaku eine gute Schussgelegenheit, die größte Nürnberger Chance vergab dann Angelos Charisteas. Marcelo Bordon hatte sich zuvor einen furchtbaren Fehltritt geleistet, Charisteas stürmte frei auf Neuer zu, traf aber nur den Pfosten (26.).

Hier war schon klar, dass die Nürnberger in der Winterpause gut gearbeitet hatten. Der neue Trainer Dieter Hecking hat der Mannschaft frisches Selbstvertrauen gegeben, und die vom FC Bayern ausgeliehenen Breno und Andreas Ottl versahen das Spiel des im Dezember noch völlig desolat spielenden Aufsteigers mit neuer Stabilität.

Das änderte sich erst nach Magaths Umstellungen. Insbesondere Jefferson Farfans Wechsel aus dem linken Mittelfeld auf die rechte Angriffsseite entpuppte sich als kluger Einfall. Unmittelbar nach der Halbzeit bereitete der Peruaner dann das schmeichelhafte 1:0 vor. Kuranyi drückte die scharfe Hereingabe über die Linie (48.).

Fortan waren die Schalker in einem immer zerfahreneren Spiel um Kontrolle bemüht, doch die Nürnberger blieben gefährlich. Manuel Neuer hatte große Mühe, einen Schuss des eingewechselten Christian Eigler an den Pfosten zu lenken (68.), doch es blieb beim 1:0. Bis auf den gefälligen Edu waren es die Schalker Spieler der Hinrunde, die mit dem unspektakulären Fußball der ersten Saisonhälfte einen Arbeitssieg hinbekamen. Aber das reichte, um auf dem zweiten Tabellenplatz zu verweilen. DANIEL THEWELEIT