Insider im Fadenkreuz

Staatsanwälte ermitteln gegen Italiens Notenbankchef und Konzernmanager wegen unsauberer Geschäfte

ROM taz ■ Antonio Fazio, Präsident der italienischen Notenbank, gerät immer stärker unter Druck. Nach der Staatsanwaltschaft Rom ermittelt nun auch die in Mailand gegen ihn. Der Vorwurf: Insidergeschäfte. Fazio soll im Sommer während der Übernahmeschlacht um die italienische Bank Antonveneta die nationalen Bieter von der Banca Popolare Italiana gegen die niederländische ABN Amro begünstigt haben. Während Fazio den Antrag der Holländer auf Genehmigung eines Übernahmeangebots wochenlang auf Eis legte, gab er dem norditalienischen Banker Gianpiero Fiorani nicht nur schnell grünes Licht für ein konkurrierendes Gebot, sondern soll ihm auch telefonisch Informationen zugespielt haben.

Fiorani, bis zum Sommer Chef der Popolare Italiana, wurde seinerseits am Dienstag in Haft genommen. Er soll sich des Börsenbetrugs ebenso wie der Untreue und Insidergeschäfte schuldig gemacht haben. Die Popolare Italiana hatte an den Börsenvorschriften vorbei durch Strohmänner massiv Aktien der Antonveneta aufkaufen lassen; zugleich hatte Fiorani schon bei vorherigen Insidergeschäften privat mindestens 70 Millionen Euro für sich abgezweigt. Besonders unappetitlich für Notenbanker Fazio: Er muss sich jetzt auch für zahlreiche Privatgeschenke von einer Cartier-Uhr bis hin zur Perlenketten für Frau und Töchter rechtfertigen, die er von Fiorani erhielt.

Parallel dazu ermittelt die Staatsanwaltschaft Rom auch in einer weiteren Übernahmeschlacht, bei der der Protagonist der Vorsitzende des Versicherungskonzerns Unipol, Giovanni Consorte, sein soll. Unipol will an die Großbank BNL ran – und wurde seinerseits von Fazio gegen den spanischen Mitbieter BBVA begünstigt. Pikant für Italiens Linke: Die Unipol ist der Versicherungskonzern der mächtigen „roten“ Genossenschaftsbewegung. MICHAEL BRAUN