Der Republikaner, der Bush bezwang

Dieser Tage ist er der Held. Ganz Washington kennt den Namen John McCain und verbindet mit dem Senator die Rettung der US-amerikanischen Zivilisation. Er bot schließlich Präsident Bush und mehr noch seinem Vize Dick Cheney die Stirn in einer Auseinandersetzung um Grundwerte. Mit Starrsinn und einem Gesetzestext, der, das sagen sogar McCains Befürworter, geradezu schlecht geschrieben ist, hat er sich nun durchgesetzt.

Durchaus freundlich bedankte sich der fast 70-Jährige bei George W. Bush für den Kompromiss, der sich nach zähen Verhandlungen über Kaffee und Pfannkuchen hatte finden lassen. Sechsmal sagte er am Donnerstag im Oval Office: „Thank you, Mr. President.“ Dabei hat McCain schon viel versucht, um Bush zu übertrumpfen. Im Präsidentenwahlkampf 2000 hatte sich der Senator aus Phoenix (Arizona) seiner Partei sogar als konkurrierender Kandidat zu Bush angeboten – und war kläglich gescheitert.

Doch McCain, dem bei Umfragen gute Chancen im nächsten Rennen um den Chefsessel im Weißen Haus 2008 eingeräumt werden, ist ein Meister darin, immer wieder die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er versteht es, in einer schwelenden Debatte den besten Zeitpunkt für einen Auftritt abzuwarten. Manche meinen sogar, dass seine wahre Stärke nicht das Schmieden guter Politik sei, sondern das kunstvolle Drechseln an seinem Image. So forderte er im Streit um den Abzug der US-Truppen aus dem Irak plötzlich eine stärkere Präsenz des Militärs, um das „Desaster“ noch abzuwenden.

McCain wird gehört. Seine beste und stets verlässliche Qualifikation ist, Vietnamkriegsveteran, und mehr noch, Kriegsgefangener und Folteropfer gewesen zu sein. Schließlich wurde er während des Vietnamkrieges über Hanoi abgeschossen und verbrachte fünf Jahre in nordvietnamesischer Gefangenschaft. Diese Aura ermöglichte ihm ab 1986 seine politische Karriere und verlieh ihm in der giftig schwelenden Folterdiskussion mehr Gewicht als allen anderen Kritikern der Bush-Administration. Hier hat McCain Courage und Sturheit bewiesen. Nicht als Taktiker, sondern als jemand, der im Alter ein sicheres Gespür für Moral erworben hat.

Das nimmt man in den USA dem siebenfachen Vater und vierfachen Großvater einfach ab. Er ist kein religiöser Eiferer: In seinem erfolglosen Wahlkampf 2000 hatte er sich immer wieder mit der religiösen Rechten angelegt, die sich mit Bush dann auch besser vertreten fühlte. Nein, der 1936 in der Panamakanalzone geborene McCain ist eher ein Realist, das hat ihn seine 22-jährige Laufbahm beim US-Militär wohl gelehrt. ADRIENNE WOLTERSDORF