Hannover will Haschisch liberalisieren

DROGENPOLITIK SPD-Sozialministerin kündigt an, die Eigenbedarfsgrenze für Cannabisprodukte anzuheben. Die CDU wittert Verharmlosung, Fachleute fordern auch die Suchtgefahren ernster zu nehmen

„Cannabis ist keineswegs ungefährlich“

Lennart Westermann, Drogenberatung Drobs

Geht es nach Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD), haben Kiffer in Niedersachsen demnächst weniger Sorgen: Gegenüber dem Norddeutschen Rundfunk hat Rundt angekündigt, die neue Landesregierung werde die Eigenbedarfsgrenze bei Haschisch und Cannabis heraufsetzen. Man wolle sich „stattdessen auf die eigentlichen Kriminellen, nämlich die Drogenhändler, konzentrieren“, so die Ministerin.

Derzeit kann die Staatsanwaltschaft in Niedersachsen ein Strafverfahren einstellen, wenn ein Tatverdächtiger nicht mehr als sechs Gramm Cannabis-Produkte bei sich hatte. Wie hoch diese Grenze stattdessen liegen soll, soll Rundt zufolge in den kommenden Monaten diskutiert werden.

Die Opposition ist nicht begeistert: „Weiche Drogen sind oft der Einstieg in härtere Angebote. Und deshalb sagen wir eindeutig Nein zu solchen Vorschlägen“, sagte der CDU-Abgeordnete Norbert Böhlke dem NDR. Die Politik dürfe junge Leute nicht einladen, Drogen zu konsumieren.

Der Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Krankenhaus An der Bult in Hannover, Christoph Möller, warnte vor einer Verharmlosung. Zugleich spricht er sich aber dagegen aus, gelegentliche Konsumenten von Haschisch zu kriminalisieren.

Unterstützung bekommt die Ministerin von der evangelischen Landesarbeitsgemeinschaft für Suchtfragen: Der überwiegende Teil der Cannabis-Nutzer sei sozial integriert, sagte der Vorsitzende, Klaus Polack. Er glaube nicht, dass eine höhere Freigrenze zu mehr Konsum animiere. Neben gesetzlichen Änderungen müsse es aber auch mehr Präventionsangebote geben.

Der Leiter der Drogenberatung Drobs in Hannover, Lennart Westermann, nennt eine Entkriminalisierung des Haschischkonsums „längst überfällig“. Es müsse aber auch in Bildung und Erziehung investiert werden, so Westermann gegenüber dem NDR. „Cannabis ist keineswegs ungefährlich und kann Personen bei übermäßigem Konsum aus dem Leben werfen.“  ALDI