INGO ARZT ÜBER ENERGETISCHE GEBÄUDESANIERUNG
: Beliebtes Ökobashing

Kosten, die ohnehin entstehen, werden pauschal unter dem Posten „Energiewende“ verbucht

Journalisten sind anfällig für Schlagzeilen vom Typus „Hab ich doch schon immer gewusst“. Besonders, wenn sich dabei die eigenen Stereotypen bestätigen: Diese irrationalen Ökos mit ihrer Klimawandel-Neurose und ihrem Energiewende-Fetisch verpulvern Milliarden.

Wunderbar war dieser Reflex in der vergangenen Woche zu beobachten. Die Zeitung Welt entlarvte mittels eines 5.500-Zeichen-Artikels unter der Überschrift „Die große Lüge von der Wärmedämmung“ eine der wichtigsten Komponenten der Energiewende als Unsinn. Gebäuden besser zu dämmen lohne sich nicht, schrieb das Blatt und vermeldete ein gewaltiges, dreistelliges Milliardengrab. Und das angeblich auf Basis seriöser Zahlen, die aus einer noch unveröffentlichten Studie der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau stammten – die fördert die sogenannte energetische Gebäudesanierung mit Milliarden. Andere Medien schrieben begierig. Jetzt hat die KfW die Studie offiziell vorgestellt. Das Ergebnis: In den nächsten Jahrzehnten winken mitnichten Verluste, sondern dreistellige Milliardengewinne, wenn die Heizkosten dank besser isolierter Gebäude sinken.

Ein verpeilter Welt-Journalist wäre kaum der Rede wert, würde dahinter nicht ein unerfreulicher Trend stecken. Egal, ob nun Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) wie vor Kurzem die Kosten der Energiewende auf 1 Billion Euro beziffert oder ob Stromkosten und Netzausbaukosten debattiert werden, zwei Grundfehler ziehen sich durch: Kosten, die ohnehin entstehen, um Häuser oder Stromleitungen zu erhalten, werden pauschal unter dem Posten „Energiewende“ verbucht. Zudem fehlt, dass weniger und sauberer Strom die Umwelt und damit die Volkswirtschaft entlastet. Damit steht unterm Strich ein saftiges Plus – in Euro und Cent.

Wirtschaft + Umwelt SEITE 8