Uni-Protest knackt Bannmeile

Wenn auch nicht militant wie jene Studentenbewegung 1968: Zumindest juristisch haben Hamburgs Studierende das seit Schwarz-Schill praktizierte Vorweihnachts-Demonstrationsverbot in der City geknackt. Mehr als 800 Studierende protestierten am Sonnabend nur einen Schneeballwurf vom Weihnachtsmarkt entfernt lautstark vor dem Rathaus gegen die Umstrukturierung der Universität und die Einführung von Studiengebühren. „Dräger, Dräger, Dräger, raus, raus, raus!“, schallten temperamentvolle, an den parteilosen Wissenschaftssenator Jörg Dräger gerichtete Sprechchöre. Und: „Bildung für alle – und das umsonst!“

Um die Demo „Studiengebühren stoppen“ hatte es im Vorwege einiges Hickhack gegeben. Obwohl die Bürgerschaftskanzlei dem AStA der Universität eine Bannmeilen-Ausnahmegenehmigung erteilt hatte, versuchte die Polizei bis zuletzt einen Marsch in die Sicherheitszone (Foto) zu untersagen – wegen eines angeblich zu erwartenden „gewaltbereiten Spektrums“. Das Oberverwaltungsgericht korrigierte diesen Krawallwahn. Zu Recht, wie sich herausstellte: Es kam zu keinerlei Zwischenfällen, trotz Guerilla-Parole „Wenn ihr uns die Bildung klaut, stürmen wir das Alsterhaus“ auch nicht beim Stopp vor dem nämlichen Konsumtempel.

In Redebeiträgen betonten Studierende, die Umgestaltung der Hochschule sei eine „gefährliche Entwicklung“: Nicht Forschung und Lehre hätten mehr Priorität, sondern die Interessen der Industrie und Wirtschaft nach schnellem Nachwuchs stünden im Mittelpunkt, wie die Einführung des Bachelor-Abschlusses beweise. Studiengebühren nähmen Interessenten ohne reiche Eltern gänzlich die Chance auf ein Studium.KVA/FOTO: HENDRIK DOOSE