Unterwasser, unterschätzt

„Tsunami Ground Zero“ dokumentiert, wie Forscher neue Riesenwellen berechnen wollen (20.15 Uhr, Pro7)

Zugegeben: Die erste Viertelstunde ist was für Spezialisten. Für Leute, die Spaß daran haben, dabei zuzusehen, wie Wissenschaftler mit einer Unterwasser-Tiefseekamera den Meeresboden absuchen und bei den blau-grünlichen verschwommenen Bildern, die sie auf ihrem Schiff empfangen, ins Raunen geraten.

Es muss ein spannendes Leben sein, das man als Tsunami-Forscher führt – auch wenn das für Normalsterbliche vielleicht nicht ganz nachvollziehbar ist. Dennoch gibt sich die BBC-Dokumentation mit dem Titel „Unstoppable Wave“, die im Deutschen zu „Tsunami Ground Zero“ wird, alle Mühe, zu erklären, was die Wissenschaftler im Meer vor Banda Aceh herausfinden wollten: wie und warum der gewaltige Tsunami entstand, der vor fast einem Jahr so viele Menschen das Leben kostete. Dass die Doku mit der auf Abenteuer getrimmten Expedition an den Ort des Geschehens beginnt, an dem es leider kaum was zu sehen gibt außer verschwommenen Schattenbildern, ist zwar nah dran an der wissenschaftlichen Realität, aber eben auch ein wenig dröge.

Glücklicherweise erklärt sie zugleich die Ergebnisse der Expedition, mit denen die Entwicklung neuer Tsunamis berechnet werden soll, die um einiges höher sein werden als bisher angenommen. „Wir wissen, dass es wieder passieren wird, wir wissen nur nicht, wann: morgen, nächste Woche, nächstes Jahr“, sagt einer der Wissenschaftler zu Beginn. Es hört sich so an, als sei es höchste Zeit, mehr über die Entstehung der Riesenwellen in Erfahrung zu bringen – und angemessene Vorkehrungen für Frühwarnsysteme und Evakuierungsmaßnahmen zu treffen.

Wie dringend das geschehen muss, erklärt sich von selbst, wenn man die Reaktion von Geologin Kate Moran sieht, die sich in tsunamigefährdeten US-Küstenorten die dortigen Schutzmaßnahmen angesehen hat. Einmal hält sie vor einem Schild, auf dem steht: „Evacuation Site“ – hier sollen die Menschen hingelotst werden, wenn die Welle anrollt. Moran schaut erst auf den flachen Platz zwischen den Häusern vor ihr, dann einige hundert Meter weiter die Straße hinab, zur nahe gelegenen, völlig ungeschützten Küste und sagt ziemlich irritiert: „Hier soll das sein? Unmöglich!“

Dann bricht die Doku leider ziemlich unvermittelt ab, und stattdessen sieht man auf der Presse-Preview-DVD ein tonloses Best-of des albernen „Galileo“-Weltrekordversuchs, im Hamburger Elbtunnel die längste Modelleisenbahn der Welt aufzubauen. Vielleicht waren sie auch bei Pro7 derart geschockt, dass der Rest der Doku einfach verloren gegangen ist. Zum Sendetermin heute Abend wird sich der aber mit Sicherheit wiedergefunden haben. Überprüfen Sie’s einfach selbst. Es könnte sich lohnen. PEER SCHADER