unterm strich
:

Kaum ist man an diesem trüben Sonntag sicher in den Redaktionsräumen gelandet, noch etwas schwach auf den Beinen, der Brust und natürlich der Leber nach einer ordentlichen, freitagnächtlichen taz-Weihnachtsfeiersause, da weiß man beim Anblick des neuen Spiegels, was das Jahr 2006 vor allem bringt: Mozart und immer wieder Mozart, der nächstes Jahr 250 Jahre Geburtstag hat. Das ist hart, vor allem nachdem wir uns immer noch nicht von Schiller erholt haben, das könnte aber auch eine Art Schnelldurchgang werden. Nicht nur, dass Mozart an einem 27. Januar geboren wurde, was naturgemäß zu Schnelligkeit antreibt, auch im Feuilleton will bekanntlich jeder der Erste sein. Da macht es nichts, dass Mozart am 18. Dezember 2005 noch über einen Monat keine 250 Jahre alt ist: Hauptsache vorn. So könnte das Mozart-Jahr schon zu Ende sein, bevor es nächstes Jahr richtig beginnt.

Nun aber zu zwei Todesfällen und einem Diebstahl vom Wochenende: Die tschechische Dichterin Jirina Haukova ist im Alter von 86 Jahren gestorben. Das berichtete der Prager Rundfunk am Samstag unter Berufung auf die Familie der Autorin. Haukova wurde am 27. Januar 1919 in Prerov (Mähren) geboren und studierte Philosophie. Später war sie Mitglied der tschechischen Künstlerorganisation „Gruppe 42“. Nach dem Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen in die Tschechoslowakei 1968 durfte sie als „politisch Unzuverlässige“ nicht mehr publizieren.

Ebenfalls gestorben: der Architekt des US-Holocaust-Museums, der gebürtige Essener James Ingo Freed. Wie die New York Times am Samstag berichtete, erlag er am Donnerstag in seiner Wohnung in Manhattan im Alter von 75 Jahren den Folgen einer Parkinson-Erkrankung. Das Holocaust-Museum in Washington wurde 1993 eröffnet. Mit Türmen, die an das Vernichtungslager Auschwitz erinnern, wählte Freed ein von der Kritik hoch gelobtes, ungewöhnliches Design. Geboren am 23. Juni 1930, erlebte Freed als jüdisches Kind die Verfolgung durch die Nazis. In der Reichspogromnacht sah er die Essener Synagoge brennen. 1940 gelang es seinen Eltern, ihn zu amerikanischen Verwandten nach Chicago zu schicken. Anfang der Fünfzigerjahre studierte er dort Architektur bei Mies van der Rohe.

Diebe haben eine Skulptur des britischen Bildhauers und Grafikers Henry Moore (1898–1986) im Wert von umgerechnet 4,4 Millionen Euro gestohlen. Wie die Polizei am Samstag in London mitteilte, wurde das Kunstwerk mit dem Titel „reclining figure“ aus den Jahren 1969/70 bereits am Donnerstag aus den Räumen der Henry-Moore-Stiftung in Perry Green nahe London entwendet.