Farbflaschen-Anschlag gegen Kik-Repräsentanten

BEKENNERSCHREIBEN Unbekannte begründen ihre Tat mit Tod eines Textilarbeiters in Bangladesh

250 Menschen kamen bei einem Feuer in der Textilfabrik Ali Enterprises ums Leben

Unbekannte haben in der Nacht zu Donnerstag Farbanschläge auf Repräsentanten des Textildiscounter Kik verübt. Zwei mit Farbe gefüllte Flaschen wurden auf das Haus des früheren Kik-Rechtsanwalts Walter Scheuerl geschleudert. Tags zuvor waren das Haus von Kik-Geschäftsführer Michael Arretz mit Farbe attackiert und drei Kik-Filialen mit „Farbe und Steinen bearbeitet“ worden. Das geht aus einem Bekennerschreiben an die taz hervor. Polizeisprecher Mirko Streiber bestätigt die Anschläge.

Die Täter begründen den Anschlag mit dem Tod des Textilarbeiters Ali Amin, der im Juni 2010 während der Arbeitskämpfe um einen höheren Mindestlohn in Bangladesh von der Polizei erschossen wurde.

Schulreformverhinderer Scheuerl hatte als Anwalt für Kik 2010 die Ausstrahlung eines NDR-Beitrages über Arbeitsbedingungen in deutschen Filialen teilweise verhindert. Zugleich lobte er, dass Hartz-IV-Bezieher mit Fünf-Euro-Stundenlöhnen als Aushilfen bei Kik „ihr Einkommen aufbessern könnten“. Zu den Zuständen in Bangladesh sagte Scheuerl, würde Kik nicht in Bangladesh produzieren, fiele der Broterwerb für viele Näher doch komplett weg.

„Für Scheuerl handelt es sich bei tödlichen Wirklichkeiten in den Textilfabriken um ehrbare Unternehmungen von Kik“, so die Verfasser des Bekennerschreibens, in dem sie erinnern, dass im September 2012 in der Textilfabrik Ali Enterprises bei einem Feuer 250 NäherInnen starben, da die Fenster „vergittert waren“. Hauptkunde sei Kik gewesen, so der Vorwurf. Das mache „einen Angriff auf die globale kapitalistische Textilherstellung erforderlich“.

Scheuerl sagte der taz, dass er „nicht beurteilen kann“, ob Kik eine Mitverantwortung an dem „zutiefst bedauerlichen Ereignis“ trage.  KAI VON APPEN