„Moderne Inszenierung“

Führung Warum sich das Überseemuseum verändert, erklärt die Direktorin

■ 49, ist Ethnologin und Altamerikanistin und leitet seit 2002 das Überseemuseum.

taz: Frau Ahrndt, warum die Führung?

Wiebke Ahrndt: Wir bekommen immer wieder von älteren Besuchern die Rückmeldung, dass sie ihre Kindheitserinnerungen vermissen. Bei dem Rückgang möchte ich erläutern, warum wir die Ausstellung verändern.

Was genau vermissen die Leute?

Zum einen die alten afrikanischen Hüttendörfer. Das andere, was immer wieder genannt wird, ist das Aquarium.

Haben Sie deswegen den Besucherrückgang?

Nein, den gibt es vor allem bei den Familien, für die es in Bremen ein großes Angebot gibt.

Von einer Beratungsfirma wurde Ihnen zu einem deutlicheren Profil geraten: „Faszination Ferne“. Birgt das nicht die Gefahr, Klischees zu vermitteln?

Das finde ich nicht. Wir sind die Experten für Außereuropäisches, bezogen auf Kultur, Wirtschaft und Naturwissenschaften – und das im Spannungsfeld mit Bremen. Aber natürlich müssen wir immer aufpassen, welche Bilder wir vermitteln.

Was meinen Sie damit?

Ulrich Tilgner, der aus Bremen stammende ARD-Korrespondent, sagte mal in einer Rede, er müsse sich vor Reisen nach Afrika immer wieder klar machen, dass die Menschen nicht mehr in den „Negerhütten des Überseemuseums“ leben, wie er sie aus seiner Kindheit kannte. Diese Bilder sind einfach sehr stark und prägend.

Deshalb kommt das Museum jetzt so nüchtern daher?

Ich finde das gar nicht nüchtern. Wir inszenieren immer noch, aber auf eine moderne Weise. Und ich glaube, dass das alte Aquarium heute niemand mehr beeindrucken würde. Da müsste alle 15 Minuten jemand ins Wasser steigen und die Haie füttern, wie wir es aus anderen Einrichtungen in der ganzen Welt kennen.  INTERVIEW: EIB

Direktorinnen-Rundgang: Samstag, 16 Uhr