Dividenden enttäuschen Aktionäre

Aktien sind riskant, werden aber auch nächstes Jahr kaum mehr Rendite abwerfen als sichere Bundesanleihen

HAMBURG taz ■ Im kommenden Frühjahr werden die 30 DAX-Aktienunternehmen mindestens 18 Milliarden Euro an ihre Eigentümer ausschütten. Damit werden die Dividenden um etwa 25 Prozent zulegen, womit die Rekordmarke aus dem Börsenboomjahr 2000 geschlagen wäre.

Können sich die Aktionäre also auf eine üppige Dividendenrendite freuen? Sie wird errechnet, indem die Dividende durch den Börsenkurs der Aktie geteilt wird. Doch das Ergebnis enttäuscht die Investoren. Denn für den DAX liegt die Dividendenrendite momentan deutlich unter 2,5 Prozent. Im nächsten Jahr könnte sie auf knapp 3 Prozent ansteigen. Wie die baden-württembergische Landesbank LBBW errechnet hat, wird dann die Deutsche Telekom mit 5,3 Prozent an der Spitze stehen, gefolgt von TUI mit 4,7 Prozent sowie Thyssen-Krupp, Eon und Daimler-Chrysler mit je rund 3,5 Prozent. Damit liegen die Aktien zwar über der Rendite zehnjähriger Bundesanleihen, aber im Vergleich zu ausländischen Titeln hinken sie weit hinterher. Deutlich höher rangieren beispielsweise britische Spekulationspapiere von Lloyds TSB Group (7,3 Prozent), United Utilities (6,9 Prozent) und Northern Foods (5,9 Prozent).

Auch in absoluten Zahlen erscheinen die deutschen Dividenden eher mau. Die 500 größten US-Konzerne schütteten in diesem Jahr 200 Milliarden Dollar an ihre Anteilseigner aus, zudem wurden für 300 Milliarden Aktien zurückgekauft. „Davon sind wir noch sehr, sehr weit entfernt“, beklagt der Aktionärs-Lobbyverband DSW. Hierzulande brachten es die tausend börsennotierten Aktiengesellschaften gerade mal auf ein Zehntel der US-Dividenden. DSW-Sprecher Jürgen Kurz kritisiert, dass in Deutschland nur rund 35 Prozent der operativen Gewinne an die Eigentümer ausgeschüttet werden. „Wir fordern 50 Prozent“, sagt Kurz – wie in Amerika. Ungleich weniger profitabel sind freilich die meisten Aktienwerte außerhalb des DAX, denn zwei von drei Aktiengesellschaften hierzulande schütten überhaupt keine Dividende aus.

Die niedrigen Dividenden sind allerdings nicht ungewöhnlich. Deutsche Aktien brachten in den letzten Jahrzehnten fast immer nur rund 2 Prozent Rendite – wie ein klassisches Sparbuch. Der eigentliche Gewinn der Aktionäre liegt denn auch gar nicht bei den Dividenden; sie hoffen vor allem auf so rasante Kurssteigerungen wie in diesem Jahr. An Neujahr begann der DAX mit 4.256 Punkten, heute liegt er bei weit über 5.000.

HERMANNUS PFEIFFER