Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Bevor die Finanzkrise kam, hatte Elfriede Jelinek bereits den Aberwitz der internationalen Finanzwelt als Parabel über den Zustand der westlichen Welt und der von ihr geformten Gemüter entdeckt und, titeltechnisch inspiriert von Peter Greenaways vertrackter mittelalterlicher Kriminalgeschichte „Der Kontrakt des Zeichners“ aus den Achtzigerjahren, „Die Kontrakte des Kaufmanns“ genannt. Johan Simons, belgischer Starregisseur und zukünftiger Intendant der Münchner Kammerspiele, hat sich in seinem Stammtheater in Gent der Sache angenommen und geht nun mit seiner Inszenierung auf Reise. Am Freitag und Samstag wird dabei in Berlin im HAU 1 Station gemacht. Den Krisen der Liebe widmet sich in der Box des Deutschen Theaters ab Samstag der Regisseur Frank Abt, und zwar in einem Abend, den er aus dem verbotenen Roman „Esra“ von Maxim Biller (der übrigens am heutigen Dienstagabend unter vielen anderen im Ballhaus Naunynstraße aus seinem aktuellen Buch „Der gebrauchte Jude“ lesen wird) gefiltert hat. „Adam und Esra“ untersucht die Geschichte einer gescheiterten Liebe. Ganz ohne Skandal. Einfach nur unter Berücksichtigung der Tatsache, dass es oft schwache Menschen sind, die sich nach starken Gefühlen sehnen, denen sie am Ende nicht gewachsen sind. Den Krisen des Lebens muss man manchmal aber nur eine gute Portion Widerborstigkeit und rabiaten Humor entgegensetzen, dann sieht sie Welt schon gleich anders aus. Beispielhaft gehen hier seit Langem die drei Herren der Tiger Lillies voran, die das zwanzigjährige Bestehen ihrer Formation am Donnerstag mit einem Konzert im Berliner Ensemble begehen, mit „The Songs of Shockheaded Peter & other Gory Verses“. Am Samstag sind sie mit dem Programm dann auch in der Fabrik Potsdam in der Schiffbauergasse zu hören.

■ „Die Kontrakte des Kaufmanns“: HAU 1, Fr/Sa

■ „Adam und Esra“: Deutsches Theater, ab Sa

■ Tiger Lillies: Berliner Ensemble, Donnerstag

■ Tiger Lillies: Fabrik Potsdam, Samstag