Wettlauf der Polityuppies

Jungkonservative als CDU-NRW-Manager im Gespräch

Die vermeintlichen Kandidaten schweigen. Nach dem angekündigten Rückzug von CDU-NRW-Generalsekretär Hans-Joachim Reck gibt es laut Medienberichten zwei Favoriten für die Nachfolge: Boris Berger, Berater von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, und Hendrik Wüst, NRW-Chef der Nachwuchsorganisation Junge Union (JU). Beide sind jung, dynamisch und haben nach dem Wahlsieg vom 22. Mai Karriere gemacht. Von beiden war gestern kein Kommentar zu bekommen.

Der Zeitpunkt des Abgangs von Sekretär Reck kam für Parteifreunde überraschend. „Man hätte eher damit gerechnet, dass der noch bis zum nächsten Parteitag weitermacht“, heißt es aus der CDU. Eine Sprecherin hatte am Wochenende Presseberichte bestätigt, wonach sich Reck vom Amt des CDU-NRW-Generalsekretärs zurückziehen werde. Noch vergangene Woche hatte er Pläne für eine Modernisierung der CDU-NRW präsentiert (taz berichtete). Doch angeblich war Recks Verhältnis zu Parteichef Rüttgers zerrüttet. „Der Ministerpräsident hatte keine Lust mehr auf Reck“, so ein CDUler.

Der oft mit schriller, heller Stimme sprechende Reck erwies sich nach seinem Amtsantritt 2003 als schwacher Sekretär, der weder inhaltlich-strategisch noch organisatorisch überzeugte. Und während sich Rüttgers als rheinisch-kapitalistisches CDU-Sozialgewissen profilierte, galt Ex-Telekom-Manager Reck als Wirtschaftsvertreter. Beim letzten Parteitag war Reck ohne Gegenkandidat zur Wiederwahl angetreten und fuhr dennoch ein mieses Ergebnis ein: 67,4 Prozent. Nach dem 22. Mai bekam er keinen Kabinettsposten.

Mit den Nachfolgekandidaten Berger und Wüst zeichnet sich ein Generationswechsel bei der CDU ab. Der 30-jährige münsterländische Rechtsanwalt und JU-Landesvorsitzende Hendrik Wüst wird zum jungkonservativen CDU-Reformflügel gezählt – meist auf der Linie des ebenfalls aus Westfalen stammenden JU-Bundeschefs Philipp Mißfelder. Der Landtagsabgeordnete aus Rhede ist zugleich Justiziar der CDU-Fraktion.

Boris Berger ist 33 Jahre alt. Nach dem Wahlsieg wechselte der von Parteifreunden ob seiner Essgewohnheiten „Scampi-Boris“ genannte Ex-Bundeswehrsoldat von der Partei- in die Regierungszentrale. In die Schlagzeilen geriet der Polityuppie in den letzten Wochen, weil in der Staatskanzlei parteiische Imagekampagnen für Rüttgers geplant worden sein sollen.

Ob Berger, Wüst oder doch ein anderer Christdemokrat Parteimanager wird, dürfte sich in den nächsten Wochen klären. Angeblich soll der Reck-Nachfolger weniger verdienen und eventuell nur noch Geschäftsführer heißen, weil die CDU-NRW nach den vielen Wahlkämpfen der letzten Jahre verarmt ist. Ein Christdemokrat: „Der Rüttgers hat um sich herum jetzt viele junge, schleimige Typen mit Akademikertitel – einer von denen muss es machen.“ MARTIN TEIGELER