PRESS-SCHLAG
: 18, 20 … endlich passen

ERLÖSUNG Der große FC Bayern Supermacht zeigt keine Vollzugsschwäche und holt die Wintermeisterschaft

Man muss schon die Empfindsamkeit einer Straßenlaterne haben, um nicht diese Erleichterung zu spüren, die seit Samstagabend über dem Land liegt, diese Erlösung, diese Befreiung. Endlich ist es vorbei, das Hochrechnen, das Spekulieren. Die Nachrichten brachten die Meldung gleich am Anfang. Habemus Championam praecox.

In der Blitztabelle war der große FC Ruhmvoll 22 Minuten lang schon Meister, dann traf Julian Schieber für diese Quälgeister aus Dortmund. Um 15 Uhr 53 am Samstag war München sozusagen Exmeister 2012/13. Und man befürchtete schon, es werde nie ein Ende nehmen. Lange 20 Minuten lang, während David Alaba auch noch einen Elfmeter verschoss. Dann weckten die wackeren Augsburger alle auf, und schließlich trafen die Gloriosen selbst in Person von Bastian Schweinsteiger. Wildfremde Menschen umarmten sich beim nachfolgenden Bayern-Dusel (Handelfmeter und Tor für Frankfurt in Schlussphase nicht gegeben, und Manuel Neuer, das ist der Meistertorwart, hielt tatsächlich mal einen schwierigen Ball). Endlich! Ein Vorsprung von 20 „Pünktchen“ (Sabine Töpperwienchen) bei noch sechs Spielen (also 18 möglichen Punkten) – 18, 20 … yes! Sia san Sia.

Danke. Wir standen alle vor neuer Spekulationsfolter, ob es denn nun am nächsten Wochenende bei welcher Konstellation so weit wäre. Zudem drohte eine veritable Bayern-Krise – man hätte von Vollzugsschwäche gesprochen trotz allen Vorsprungs. Die Immernochnichtmeisterschaft hätte den Gang nach Turin am Mittwoch wie ein Bleigewicht belastet. Katastrophe nicht ausgeschlossen. Oder halt ein Großmaß an Schadenfreude, je nachdem.

Der früheste Meister aller Zeiten hat also doch noch bis April gebraucht. April! Das ist fast Herbst. Ostern hatten sie mal angepeilt, intern zu Saisonbeginn wahrscheinlich sogar die Faschingstage. Nie wurde eine Mannschaft in solcher Kälte Meister. Wintermeister im kalendarischen Frühling. Jetzt folgen noch die Nebentitel wie torgeilster Meister, gegentorärmster Meister, gierigster Punktesammler, gelbarm wie keiner, rotfrei, auswärtsniederlagenfreier Größtabstandsmeister und dergleichen.

Chapeau FC Supermacht. Die fußballerische Großmacht, die neue Maßstäbe in der Weltkickerei zu setzen sich anschickt. Giganten, Blitzmeister, die Allmächtigen. So heißt es jetzt. Dass der Vollzug von Frankfurt auf einer Lüge beruhte, will uns auch nicht stören. Dante Bonfim, der lustige Abwehrmann, war vom Schiedsrichter gefragt worden, ob er den Ball mit der Hand gespielt habe kurz vor Schluss. Nao, nao, beteuerte der wackere Brasilianer sehr professionell. Die Fernsehbilder ließen einen wundern, dass er sich nicht den Arm brach bei der Rettungstat im Strafraum. Dann war Dante ehrlich: „Schal holen, Supegefühl.“ Franck Ribéry war „glücklich für Clübb“. Uli Hoeneß hat jetzt 50 Titel. Die ersten 50.

BERND MÜLLENDER