Hebammen der Kunst

Unter „www.artcoop.de“ können Künstlerinnen fast aller Sparten ihre Werke der Netz-Öffentlichkeit zeigen. Die Organisatoren hoffen auf Beteiligung vom Hobbykünstler bis zur Avantgarde

„Hebamme, Öffentlichkeitsarbeiter und Kunst-Gourmet in einer Person“

Bremen taz ■ „Internet-Netzwerk für Kulturschaffende“ heißt das Projekt und klingt erst einmal ein bisschen kompliziert. Dabei ist die Idee ganz einfach. Künstler aller Sparten können anhand von Bildern, Texten oder auch Geräuschen ihre Werke im Netz vorstellen. Um sie Kunstliebhabern, aber auch Galeristen, Verlegern oder potenziellen Auftraggebern zugänglich zu machen. „Ein bisschen fühlen wir uns wie Hebamme, Öffentlichkeitsarbeiter und Kunst-Gourmet in einer Person“, so beschreiben sich die Organisatoren. Die kommen aus einem kunstinteressierten Freundeskreis, der die Idee, „wie das so ist, bei einem gemeinsamen Treffen ausgehökert hat“, sagt Erhard Muschinski, einer der Gründer.

Nun steht das Projekt unter der Internetadresse www.artcoop.de seit einem halben Jahr im Netz und entwickelt sich stetig weiter. Das beginnt schon mit dem Namen. Angetreten war man mit der Adresse „kunstfreunde.de“, doch der war einigen zu altbacken. Jetzt ist man anglophiler, und auch der Interessentenkreis verändert sich allmählich. Waren es zu Beginn vor allem Künstlerinnen und Künstler aus dem Freundeskreis der Organisatoren, die sich beteiligten, gibt es nun auch Anfragen aus Polen, den USA und sogar aus Senegal. Und wo es bislang Interessenten im Alter der Gründer waren, die alle um die fünfzig Jahre alt sind, stoßen nun auch Jüngere dazu.

Feste Auswahlkriterien gibt es nicht. „Gerade dadurch unterscheiden wir uns von einer Galerie, die ein festes Profil braucht“, sagt Muschinski. „Bei uns entstehen die Qualitätskriterien im Prozess“, sagt Muschinski. Entschieden wird im Kollektiv, und ebenso einhellig sind die wenigen Ausschlusskriterien: Keine gewaltverherrlichenden oder rassistischen Arbeiten. Ablehnen musste man bislang jedoch nichts. Nur in einem Fall hat man die Künstlerin von einem als „sehr süßlich“ empfundenen Adventskalender abgebracht und sie überzeugt, andere Arbeiten bei der artcoop auszustellen.

Ansonsten ist aber die Devise: möglichst vielfältig. Neben den Hobbymalern steht die Avantgarde. Und inhaltlich reichen die Exponate von der klassischen Skulptur über sardische Wandmalereien bis hin zum „Essay über Eisenbahnkultur zum Hören“. „Wir werden immer ein Gemischtwarenladen sein“, sagt Mitgründer Willi Griephan und klingt durchaus zufrieden damit. Was einige der Künstler verbindet, ist eine gewisse Hilflosigkeit gegenüber moderner Computertechnik, so dass die Macher von artcoop.de oft das Layout für die auszustellenden Texte, Bilder oder Skulpturen übernehmen. Noch kostet das alles nichts, langfristig denken die Organisatoren an eine Jahresgebühr von 30 Euro. Sie selbst verdienen nichts an dem Projekt. Doch bei den Künstlern ist das erste Geschäft vermittelt: Eine Bildhauerin hat eine ihrer Skulpturen nach Luxemburg verkauft. grä