„Es gibt viele Fragen“

PODIUMSDISKUSSION Die Grünen sprechen mit Behörde, Lehrern und Eltern über die inklusive Schule

■ ist Lehrerin am Förderzentrum Burgdamm und in der GEW-Fachgruppe Sonderpädagogik aktiv.

taz: Frau Siemer, alle Bremer Schulen sollen künftig behinderte wie nicht-behinderte Kinder gemeinsam unterrichten. Wie läuft die Umsetzung?

Martina Siemer: Es steht so im Schulgesetz. In der Umsetzung sehen wir die Behörde aber eher zögerlich. Start soll schon im nächsten Schuljahr sein. Elterninformationen, etwa in den Kindergärten, hat es bislang nicht ausreichend gegeben. Auch die Schulen – bei denen es schon Anmeldungen für das nächste Schuljahr gibt – wissen nicht, was sie konkret erwartet.

Worauf müssen sich die Schulen einrichten?

Auf eine große Aufgabe. Der Grundgedanke ist, dass jedes Kind mit seinen eigenen Bedarfen in den Schulen seines Stadtteils willkommen ist. Da ist viel gefordert: Eine Pädagogik, die jedes Kind in den Mittelpunkt stellt, entsprechende räumliche und sachliche Ausstattung. Das vorzubereiten, braucht Zeit.

Wie ist die Bereitschaft der Regelschulen, sich auf Inklusion einzulassen?

Die wollen Verlässlichkeit. Es gibt viele Fragen: Kommen die Schüler im nächsten Schuljahr oder doch nicht? Wie viele werden es? Mit welcher Unterstützung – auch personeller – ist zu rechnen? Die Information der Schulen läuft zwar an, es müsste aber schneller gehen. Schulen wie Eltern müssen wissen, was auf sie zukommt.

Wie steht es um die Lehrer?

Fachlich wird die inklusive Schule eine große Herausforderung. Klassen werden statt von Einzellehrern durch Teams unterrichtet werden. Bei Lehrern, die das nicht kennen, gibt es womöglich Unsicherheiten. Auch sie brauchen Beratung, Begleitung und Coaching. INTERVIEW: AG

19.30 Uhr, Altes Fundamt, Auf der Kuhlen 1a