Graz darf nicht mehr mit Arnie werben

Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger erkennt Heimatstadt Nutzungsrecht für seinen Namen ab. Damit reagiert er auf Proteste gegen seine Hinrichtungspolitik. Grazer Bürgermeister fürchtet Finanzeinbußen und will jetzt zu Kreuze kriechen

BZÖ-Sprecher: „Linke Mehrheiten haben in wenigen Wochen vieles zerstört“

AUS WIEN RALF LEONHARD

Unermesslicher Schaden drohe der steirischen Hauptstadt Graz. Das fürchtet deren Bürgermeister, Siegfried Nagl, ÖVP, als Konsequenz des Bruchs mit der Welt berühmtestem Steirer – Arnold Schwarzenegger. Der Gouverneur von Kalifornien hat den Grazern am Montag verboten, in Zukunft seinen Namen für Repräsentations- oder Werbezwecke zu verwenden. Der Ehrenring der Stadt, Symbol für die ihm 1999 verliehene Ehrenbürgerwürde, befände sich bereits in der Post Richtung Graz.

Der Darsteller von „Conan der Barbar“ ist verstimmt, weil man in seiner Heimatstadt wenig Verständnis für seinen Verzicht auf das Gnadenrecht für Todeskandidaten zeigt. Anfang des Monats hatte er die Begnadigung des Kinderbuchautors Tookie Williams verweigert und damit der Welt in Erinnerung gerufen, dass für ihn nicht Resozialisierung, sondern Rache das zentrale Motiv der Strafjustiz der USA bleibt.

Sozialdemokraten, Kommunisten und Grüne, die miteinander eine Mehrheit im Grazer Stadtrat und im steirischen Landtag halten, haben sich nach der Hinrichtung des Ex-Gang-Leaders und verurteilten Mörders dafür ausgesprochen, das Fußballstadion, das den Namen des Exportsteirers trägt, umzubenennen. Man erwarte von einem Mann, der noch die österreichische Staatsbürgerschaft hat, dass er auch österreichische Werte verbreite. Dazu gehört die Ablehnung der Todesstrafe. Auch die Ehrenbürgerschaft solle ihm aberkannt werden.

Der Grünen-Abgeordnete Peter Pilz forderte gar die Aberkennung der österreichischen Staatsbürgerschaft. Schließlich geht Österreich mit der Gewährung der Doppelstaatsbürgerschaft äußerst sparsam um. Bundeskanzler Schüssel, der die Exekution bedauerlich fand, wies dieses Ansinnen als „absurd“ zurück. Das ist sie für Juristen nicht. Das Gesetz sieht vor, dass jemandem, der im Dienste eines fremden Staates steht, die Staatsangehörigkeit entzogen werden muss, wenn er „die Interessen oder das Ansehen der Republik erheblich schädigt“.

Die Stadt Graz und vor allem die steirische ÖVP schmücken sich besonders gern mit dem Namen des großen Sohnes, der immer wieder seine Heimatverbundenheit betont. Aber auch Jörg Haiders BZÖ reagierte heftig auf die Pläne des Grazer Stadtrats. „Linke Mehrheiten haben in wenigen Wochen vieles zerstört“, tobte BZÖ-Sprecher Uwe Scheuch. Die Führung der SPÖ und der Grünen in Wien möge ihre „linken Freunde“ in Graz, die „erfolgreiche österreichische Vertreter in Misskredit“ brächten, sofort zurückpfeifen. Und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache wetterte gegen die „rot-grün-kommunistische Hetzkultur“.

Grünen-Chef Alexander van der Bellen zollte zwar Schwarzenegger Respekt, weil er das politisch Richtige getan habe, nämlich mit seinem Werbeverbot die Initiative zu übernehmen. Jede Einflussnahme auf seine Parteikollegen lehnte er jedoch ab.

Bürgermeister Nagl will Schwarzenegger in einem telefonischen Canossa-Gang um Vergebung bitten, denn er fürchtet einen Schaden in dreistelliger Millionenhöhe für Graz und die Steiermark. In der Tat setzt die Tourismuswerbung den Namen des siebenfachen Bodybuilding-Weltmeisters und Hollywood-Stars großzügig ein. Wanderpfade und Hotel-Suiten sind nach ihm benannt. Sein Geburtshaus im Grazer Umland wird als Sehenswürdigkeit vermarktet.

Ein Werbeexperte im ORF-Mittagsjournal schätzte zwar die Zugkraft des Namens Schwarzenegger vor allem für den US-Reisemarkt hoch ein. Dennoch würde der Name 70 bis 80 Prozent seiner Werbewirksamkeit auch dann entfalten, müsste er aus den Broschüren getilgt werden. Die Umbenennung der Fußball-Arena habe für den Fremdenverkehr keine Bedeutung.