Umweltschutz mit unvollständigem U

Hamburg hat zwei neue Naturschutzgebiete, ein drittes soll kommen. Damit wären acht Prozent der Landesfläche Reservate – plus das Wattenmeer

Geradezu nachhaltig versucht der Hamburger CDU-Senat, seine Umweltbilanz zu verbessern. Im zu Ende gehenden Jahr hat er beschlossen, zwei neue Naturschutzgebiete auszuweisen (taz berichtete). Und er plant bereits ein neues: das Naturschutzgebiet „Hummelsbütteler Moore“. Die Vorbereitungen stünden allerdings „auch hausintern ganz am Anfang“, sagt Volker Dumann, Sprecher der Umweltbehörde.

In Hummelsbüttel, nordwestlich des Naturschutzgebietes Raakmoor, gibt es bereits zwei Naturdenkmäler: das Ohlkuhlenmoor und das Hüsermoor. Sie sind so klein, dass es für den Status eines Naturschutzgebietes nicht gereicht hat. Das Naturschutzamt hat deshalb vorgeschlagen, beide entlang des Baches Susebek miteinander zu verbinden. Dabei soll das Ohlkuhlenmoor um das südlich angrenzende Kiwittsmoor erweitert werden. Die Behörde wolle Puffer- und Randzonen, die von Bauern bewirtschaftet werden oder wurden, mit den beiden Naturdenkmälern zu einem großen Gebiet verbinden, sagt Dumann. Die Bezirksversammlung Wandsbek hat dem Vorhaben bereits zugestimmt.

In der Nähe liegt eine Mülldeponie, die um eine Bodendeponie erweitert werden sollte. Naturschützer kritisierten dieses Vorhaben, weil es in einem Landschaftsschutzgebiet liegt. Um ihnen entgegen zu kommen, erklärte sich die Behörde bereit, das neue Gebiet zu schaffen.

Die bisherigen Pläne findet Monika Bock vom Naturschutzbund NABU dennoch „enttäuschend“. Das Gebiet habe die Form eines unvollständigen „U“s. Denn vor allem in der Mitte fehlten wichtige Flächen, weil der Widerstand der Landwirtschaft und der Wirtschaftsbehörde groß sei. „Aus der Sicht der Naturschutzverbände“, stellt Bock klar, „müsste man das weiter fassen.“

Bereits im Oktober hatte der Senat beschlossen, den Rest des Mühlenberger Lochs als Naturschutzgebiet auszuweisen. Auf dem zugeschütteten Teil der Elbbucht wird jetzt der Riesen-Airbus A380 hergestellt. Die verbleibende Wasserfläche wird nach Westen bis zur Landesgrenze und nach Norden bis zum Elbfahrwasser geschützt. Dazu kommt der Hamburger Anteil an der Elbinsel Neßsand.

Zuletzt hat der Senat vor einer Woche kundgetan, er wolle das Schnaakenmoor an der Grenze zu Wedel erweitern. 1979 auf 60 Hektar festgesetzt, soll es künftig 100 Hektar haben. Im Schnaakenmoor finden sich verschiedene Biotope auf engstem Raum: Moore, Binnendünen, Trockenrasen und Heide. Die neue Fläche mit Birkenbruchwäldern, Sümpfen und Heide soll dem Gebiet Abstand zur Landwirtschaft und Entwicklungsmöglichkeiten verschaffen.

Wenn der Senat diese beiden Flächen nach Abschluss eines Beteiligungsverfahrens 2006 offiziell unter Schutz stellt, erhöht er den Anteil der Naturschutzgebiete an der Landesfläche von 7,3 auf rund acht Prozent. Der Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer ist dabei nicht eingerechnet, weil er aus dem Rahmen fällt. Mit 13.750 Hektar ist er mehr als doppelt so groß wie alle übrigen Gebiete zusammen (5.510 Hektar). Gernot Knödler